„Dabei sein ist alles“ – und Waschlappen auflegen hilft

Was tun, wenn... Väter, die dabei waren, geben bei einer nicht repräsentativen Umfrage der taz handfeste Tipps und wohl-, nicht immer ernstgemeinte Ratschläge

taz ■ Falls Sie durch die nächtliche Aussage Ihrer Frau: „es tropft, es tropft“ geweckt werden sollten, denken Sie nicht an den undichten Wasserhahn – es könnte die Fruchtblase sein.

Was ist zu tun? „Ruhe bewahren!“, sei das wichtigste, meint der Polizeibeamte Mark Werner. Bevor Sie mit Ihrer Frau panisch ins Krankenhaus stürzen oder Hebammen verrückt machen, sollten Sie sich kompetenten Rat am Telefon holen. Mathematischer Verstand sei erforderlich: Messen Sie die Zeit der Wehenabstände. Wenn die Pausen kürzer werden, wird’s ernst.

Alle, die mit dem Auto zum Krankenhaus fahren, sollten das Fahrzeug rund um den Geburtstermin im Auge haben. „Achten Sie darauf“, so Jens Pfeiffer, „dass der Wagen fahrtüchtig, vollgetankt und nicht eingeparkt ist.“

Was soll man mitnehmen? Viele der Befragten empfahlen, ein Pausenbrot für den Kreissaal einzustecken. Schließlich kann die Geburt ‚unter Umständen‘ ganz schön lang dauern, und da sollte Mann bei Kräften bleiben.

Ihre Frau schreit, jammert, kratzt, beißt, beleidigt Sie mit unfeinen Ausdrücken und haut Ihnen die ausgesuchten Geburts-CDs um die Ohren? Sie erkennen Sie nicht wieder und sind zutiefst verunsichert. „Nehmen Sie es nicht persönlich!“, so Christian Bohdal. Das Gefühl, nutzlos zu sein, „nur dumm rumzustehen“ beschleicht viele der befragten Väter. Werner empfiehlt, sich „kleine Aufgaben zu suchen – wie das Auflegen von kalten Waschlappen auf die Stirn“.

Sie tragen hoffentlich keine helle Kleidung, denn „die Flecken gehen nie mehr raus“, weiß Ruprecht Hermann.

„Helfen Sie beim drücken“, rät der forsche Sven Sette. Oft sei die Frau mit ihrer Kraft am Ende, wenn die Presswehen einsetzen. Mit den flachen Händen auf dem Bauch kann auch er ein bisschen mitpressen. Sette: Unterstützen sie auch gegenüber dem Krankenhauspersonal. Ihre Frau will eine PDA (Rückenmarksnarkose)? Geben sie den Wunsch weiter. Oft hat die werdende Mutter nicht mehr die Power, ihre Anliegen durchzusetzen.

“Schau dem Kind in die Augen und bestehe darauf, die Nabelschnur zu durchschneiden!“ Die Aufgabe des Vaters sei es, eine zu starke Mutter-Kind-Bindung zu begrenzen, behauptet Bohdal. Wenn Frau und Kind gut versorgt sind, sei es Zeit für ein Bier.

Reinhold Schäfer, Spezial-Coach für Männer, ermutigt Männer, die sich entscheiden, nicht dabei zu sein. „Sie müssen nicht Held spielen!“ Durch moderne Initiationsrituale wie eine viertägige Fastenwanderung durch die Wüste könne Mann „eine ähnliche Grenzerfahrung machen und sich so „der Frau ebenbürtig fühlen“. Esther Brandau