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: Improvisation im Stapelhaus

Wenn es um KünstlerInnen als kreative Einzelpersonen geht, kennt der Galeriebetrieb verschiedene Ausstellungsformen: aktuelle Werkschau, Retrospektive, Überblick, Themenauswahl, Gegenüberstellung. Im Stapelhaus am Rheinufer, dem Ausstellungsraum des Bundesverbandes Bildender Künstler Köln, wird zur Zeit eine neue Form erprobt – die Improvisation. Leider mit tragischem Hintergrund: Am 9. März brach in der Wohnung des Kölner Künstlers Winfried Bodemer ein Brand aus, der die Wohnung schwer beschädigte und Bodemer selbst lebensgefährlich verletzte. Die Brandursache ist unbekannt. Der Einzige, der hier Auskunft geben könnte, liegt im Koma.

Unter solchen Umständen hätte wohl jeder Verständnis gehabt, wenn die für Mitte März geplante Ausstellungseröffnung im Stapelhaus nicht stattgefunden hätte, zumal viele der für den Abtransport bereitstehenden Werke beim Brand zerstört wurden. Doch Bodemers Familie entschied anders: Die Vernissage sollte stattfinden. Und so wurde improvisiert. Der Titel der Ausstellung, „Re-Konstruieren“, blieb erhalten, doch statt der angekündigten neuen Arbeiten („Leinwände, Tunnel, Ergonomie, Linguale“) rekonstruieren Leihgaben von Freunden, Sammlern und Kollegen den künstlerischen Werdegang Bodemers: Bilder aus fünf Jahrzehnten oder die riesigen Holzsägearbeiten aus der Serie „Gynaikokratie“ („Frauenherrschaft“, 2003/04).

Dass auch der Brand selbst in der Ausstellung thematisiert wird, ist nur konsequent. Zu sehen ist eines der geplanten neuen Werke, ein segelförmiges „Bogenbild“, die Kunststoffbeschichtung durch die Flammen in absonderliche Formen aufgelöst. Daneben hängen ein Dutzend aus dem Feuer geretteter Skizzen, allesamt rechts unten angekokelt.

Die improvisierte Ausstellung verunsichert, sie ist ein Memento. Aber sie ist auch ein Tribut: an den Künstler Winfried Bodemer, dem es hoffentlich bald besser geht. Die Federzeichnungen des mitausstellenden Jonas Hafner hängen wie geplant, für Dieter Roth ist eine Erinnerungsnische eingerichtet. Holger Möhlmann

„Winfried Bodemer: Re-Konstruieren, Jonas Hafner: Sympathien, Dieter Roth: Telepathie“: BBK Stapelhaus, Frankenwerft 35, Köln. Bis 23.4., Mo-Fr 10-13, 14-17 Uhr, Di bis 19 Uhr