Frischfarbe für Weißbraun

St. Paulis neuer Cheftrainer Andreas Bergmann erwartet Disziplin und eine faire Beurteilung

„Bergmann raus, Bergmann raus.“ Die Ü-60-Fraktion des FC St. Pauli weiß, was sie an Franz Gerber hatte. Der charmante Bayer stand den Trainingskiebitzen immer Rede und Antwort und pflegte sein Image als einziger Fußballkenner des FC St. Pauli. Nun ist Gerber weg und die Rentner sind böse. Auf Präsident Corny Littmann, der bekennt, keine Ahnung vom Fußball zu haben. Dass er damit offen ausspricht, was für viele andere Präsidenten gilt, haben sie nicht verstanden. Deshalb finden sie auch Bergmann doof, dessen Arbeit sie kaum einschätzen können, weil sie kein Spiel der zweiten Mannschaft St. Paulis gesehen haben. Sie glauben, Bergmann hätte Gerber rausgemobbt. Die guten alten Zeiten sind jene, in die sie sich zurücksehnen.

Deshalb wird ihnen auch nicht gefallen, dass am Tag der Installierung des neuen Trainers, das berühmte, in Stein gehauene Vereinslogo auf dem Stadionvorplatz im Rahmen der Aktion „Hamburg räumt auf“ von Fangruppen neu gestrichen wurde.

Die neue Farbe hat nicht nur das Logo bitter nötig. Mit Bergmann sieht es aus, als ob auch sportlich renoviert wird. „Patentrezepte gibt es in dieser Situation nicht. Ich glaube an harte Arbeit.“ Die Bürde, mit einem Team zusammenzuarbeiten, das sich vor zwei Tagen noch für Gerber ausgesprochen hat, empfindet er nicht. „Viele Spieler kennen mich nicht, aber genau das kann einen Motivationsschub geben, sich verstärkt reinzuhängen.“ Nur um eine Sache bittet er. Dass er fair beurteilt wird. Nicht, dass er auch noch den Farbeimer rausholen muss. FOG