Michael, der Paulus

Gelernter Hardliner mit neuer Weltsicht: Der neue SPD-Fraktionschef Neumann

Vor kurzem noch galt Michael Neumann als schneidiger Spießer. Quadratisch, praktisch, gut und wahlweise böse war das Weltbild des Diplompolitologen und Berufsoffiziers, sein Aufstieg am rechten Flügel der SPD, der gestern mit dem Fraktionsvorsitz gekrönt wurde, verlief ebenso rasant wie gradlinig.

Inzwischen hat der 33-jährige Westfale gelernt, dass das Leben außerhalb des Kasernenhofes komplexer ist. Und das ist vor allem Aydan Özoguz zu verdanken. Die drei Jahre ältere Deutsch-Türkin, seit 2001 als Parteilose Mitglied der SPD-Fraktion, machte den Saulus Neumann, der sie anfangs mit seinen einfachen Antworten auf komplizierte Fragen mehr als einmal zur Weißglut trieb, zum Paulus – und übrigens auch zum Ehemann und Vater.

Als Innenexperte seiner Fraktion hat Neumann sich als Gegenspieler des Innensenators Schill profiliert und nicht unwesentlich zu dessen Scheitern beigetragen. Das wird dem bisherigen Fraktionsvize in der SPD hoch angerechnet. Seine Kompetenz als parlamentarischer Gegenspieler von Bürgermeister Ole von Beust jedoch muss Neumann erst noch unter Beweis stellen, ebenso seine Führungsqualitäten als Fraktionschef.

Dazu wird Neumann weiter an sich und seiner Weltsicht arbeiten müssen. smv