WAS MACHT EIGENTLICH ...Frank Henkel?
: Körperschmuck-Poesie

„Henkel: SPD lässt sich am Nasenring der PDS am Kopftuchverbot vorbeiführen“, heißt das jüngste Prosawerk von Frank Henkel, das der auch als innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion bekannt gewordene Dichter am Montag veröffentlichte. „Endlich Tacheles reden“ will der 40-Jährige laut Untertitel seines Werkes. Das tut er bereits im ersten Satz. „Wie lange“, fragt dort der tautologisch Geschulte, „wollen sich die SPD und ihre Senatoren noch von der PDS am Nasenring durch Berlin führen lassen?“ Um das zu beantworten, bedarf es einer eingehenderen Textanalyse. Die PDS, so viel hat der Autor angedeutet, verfügt über einen Nasenring – ein offenbar beeindruckendes Exemplar. Denn nicht die SPD allein hat so sehr daran Gefallen gefunden, dass sie das sozialistische Schmuckstück freiwillig trägt, sondern zudem gleich alle ihre Senatoren. Hier greift Henkel in gewohnter Präzision den neuen Trend zum menschenverbindenden Körperschmuck auf, den er schon in seinem Vorgängerwerk „Henkel: Körting muss nach RDB-Votum für gestärkte Kiezpolizei Farbe bekennen“ als „Kiezstreifen mit Schlagstöcken, Pfefferspray und Handschellen“ beschrieb. Seine Frage nach der Dauer dieses Trends entpuppt sich somit als geschickt formuliertes, aber rein rhetorisches Element. Geht es nicht vielmehr um die Erkenntnis, dass nach Christen (Kreuz) und Muslimen (Kopftuch) nun endlich auch die Agnostiker (Nasenring) ihr Accessoire etablieren können? Man darf auf die kommenden Werke dieses Modedichters gespannt sein. GA FOTO: ARCHIV