Weidenpescher fürchten um Grabesruhe

Bürgerinitiativen und Anwohner aus den Kölner Stadtteilen Weidenpesch und Poll wollen keine Heime für Flüchtlinge und Asylbewerber in ihren Wohnvierteln. Der Beschwerdeausschuss des Rates der Stadt lehnte jetzt ihre Eingaben ab

KÖLN taz ■ Die Bürger aus Köln-Weidenpesch haben sich einiges einfallen lassen, um das geplante Übergangswohnheim für Flüchtlinge in der Pallenbergstaße doch noch zu verhindern: Die Unterbringung „einer heterogenen Personengruppe“ würde die „homogene Wohnbevölkerung“ aus Selbständigen, Beamten, Ärzten, Industriemanagern, Lehrern und anderen „empfindlich stören“, argumentierte eine Bürgerin in ihrem Brief an den Beschwerdeausschuss des Rates der Stadt, der sich am Montag mit dem Fall beschäftigte. Der Sprecher der Bürgerinitiative „Eckiger Tisch“ Weidenpesch, Werner Geilenkirchen, versuchte es gar mit dem Argument, Trauergemeinden auf dem direkt daneben liegenden Nordfriedhof könnten durch das Flüchtlingsheim beeinträchtigt werden.

Unverblümt äußerte sich ein Anwohner in einem anderen Brief, dessen Kopie ebenfalls der offiziellen Beschlussvorlage des Ausschusses beigefügt war, über „Zigeunerlager“. Er legte einen Zeitungsartikel über „Klau-Kids“ bei, den er mit den Worten „Früh übt sich, was ein Meister werden will“ kommentierte. Seine Forderung: „Abschiebung, und zwar schnell“.

Die Stadtverwaltung versuchte, die Bürgerbedenken zu zerstreuen: Michael Schleicher, Leiter des städtischen Wohnungsversorgungsbetriebs, versicherte, dass „keinerlei Verlegungspraxis aus anderen Kölner Heimen“ geplant sei. Die rassistische Färbung der Briefe wurde im Beschwerdeausschuss nicht thematisiert, die grüne Ratsfrau Angelika Winkin merkte lediglich an, dass nicht jedes Flüchtlingsheim Probleme mache. Die migrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Susana dos Santos Herrmann, lobte den „Eckigen Tisch“ anschließend sogar für seine „sachliche Art und Weise“. Mit den Stimmen von CDU, SPD und Grünen wurde der Beschwerdeantrag abgelehnt.

Neben der Weidenpescher Pallenbergstraße standen auch Flüchtlingsunterbringungen in Poll auf der Tagesordnung. Der Bürgerverein Köln-Poll e.V. und die „Anrainergruppe Salmstraße“ hatten Beschwerde gegen den Bau von Sozialwohnungen auf dem Gelände des aufgelösten Flüchtlingswohnheims Salmstraße eingelegt und sich gegen den Ausbau des Übergangsheims Poller Holzweg ausgesprochen. Begründung: „Belastungen durch illegal eingereiste Ausländer“. Laut Verwaltung ist die Bebauung an der Salmstraße als „Integrationsobjekt“ mit Seniorenheim und behindertengerechte Wohnungen im Erdgeschoss geplant. „Wenn unten ältere Poller Bürger wohnen, werden wir sicher niemanden darüber setzen, der ihnen den Lebensabend erschwert“, versuchte Schleicher abermals die Bedenken der Anwohner gegen „Asylanten“ zu zerstreuen. Der Ausschuss lehnte auch diese Bürgerbeschwerde ab. Jessica Düster