Kampf um Bäume in der Raderberger Brache

Naturfreunde blockieren bislang erfolgreich die Baumrodungsarbeiten am Kölner Bischofsweg. Dort soll eine Schnellstraße zwischen Bonner- und Vorgebirgsstraße enstehen, die nach Meinung von Kritikern völlig überflüssig ist

Köln taz ■ Eigentlich sollten die ersten Rodungsarbeiten schon am Montag Morgen beginnen. Doch knapp 30 DemonstrantInnen, die gestern und vorgestern am Bischofsweg Wache hielten, konnten bislang verhindern, dass etwa 180 Bäume sterben und die so genannte „Raderberger Brache“ beschnitten wird. „Wir werten das erst einmal als unseren Erfolg“, meint Joachim Eckhardt von der „Initiative zur Erhaltung der Raderberger Brache“, die in den nächsten Tagen weiter Präsenz zeigen will.

Die Brache ist ein seit gut 90 Jahren sich selbst überlassenes, einzigartiges Landschaftsgebiet, dass nun für den Straßenbau etliche Meter lassen soll. Anwohner fürchten um ihr Erholungsgebiet: „Es ist ein Skandal, was hier passieren soll“, sagt Ottmar Lattorf von der Initiative, „das ist Naturzerstörung und Steuerverschwendung in einem.“

Der Bischofsweg, eine gerade Verbindung zwischen Bonner Straße und Vorgebirgsstraße, führt bislang teilweise durch das Großmarkt-Areal und ist deshalb auch für den allgemeinen Verkehr nicht voll nutzbar. Er soll nun auf Kosten des Naturgebiets zu einer veritablen Schnellstraße zwischen den beiden Verkehrsadern ausgebaut werden. Die Pläne dafür liegen schon seit mehr als 20 Jahren in der Schublade, jetzt werden sie wieder aktuell. Denn mit dem Bau der Nord-Süd-U-Bahn wird auch die Bonner Straße teilweise gesperrt werden. Eine Entlastung über die Rheinuferstraße, deren Ausbau nach einigen Verfahrensfehlern in der Warteschleife steckt, ist nach Ansicht des Stadtrats nicht ausreichend.

„Das ist typisch für Köln: Wir versenken Millionen in die U-Bahn und bauen trotzdem mehr Straßen“, klagt Roland Schüler, Vorstandsmitglied vom VCD Köln (Verkehrsclub Deutschland). Rechne man eine Bauphase von vier bis fünf Jahren bei Rheinuferstraße, U-Bahn und Bischofsweg, so gebe es danach eine neue U-Bahn, aber auch mehr Straßen als heute, „und damit nicht gerade überzeugende Argumente, um Pendler in die U-Bahn zu bringen“, prognostiziert Schüler. Seiner Meinung nach könne die Rheinuferstraße eine Mehrbelastung während des U-Bahn-Baus auf der Bonner Straße durchaus auffangen, das Projekt Bischofsweg sei überflüssig: „eine Art Schildbürgerstreich“.

Manfred Waddey, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion, sieht es ähnlich: „Wir wollten die Bauplanung, die ja schon seit 1999 feststeht, beiseite schieben, bis die Zukunft des Großmarkts feststeht.“ Wenn dieser, wie seit Jahren geplant, eines Tages auf ein anderes Gelände zieht, fällt am Bischofsweg der Lieferverkehr weg. Die Straße wäre dann auch unausgebaut für den normalen Verkehr voll nutzbar. „Aber leider waren die Baubeschlüsse noch vor der Zeit unserer Koalition gefällt worden, das kann ein Juniorpartner dann nicht mehr umdrehen.“ Und das offenbar trotz klammer Haushaltslage – denn der Bischofsweg-Ausbau soll zirka 1,3 Millionen Euro kosten. „Immerhin konnten wir einen Abspeckung des Projektes erreichen, was ein Drittel der Kosten spart und zudem einige Meter der benachbarten Naturfläche rettet“, entgegnet Waddey. Mac Kasparek