Tödliche Schüsse mit System

Menschenrechtlerin und drei ihrer Angehörigen in Tschetschenien ermordet

MOSKAU taz ■ Die tschetschenische Menschenrechtlerin Zura Bitiewa hat ihr Engagement mit dem Leben bezahlt. Maskierte Männer waren Mittwochnacht in ihr Haus im Dorf Kalinowskaja eingedrungen und erschossen außer Zura auch ihren Ehemann, ihren Sohn und ihren Bruder, berichtete die Menschenrechtsorganisation Memorial in Nazran.

Deren Mitarbeiter fürchten, dass dies der Auftakt einer systematischen Liquidierung bekannter Menschenrechtler in Inguschetien und Tschetschenien sein könnte. 2000 saß Zura Bitiewa im berüchtigten Filtrationslager Tschernokosowo ein – offiziell wegen Kooperation mit Kriminellen. Den Unmut der moskautreuen Republikführung schürte sie im März durch Ablehnung des Referendums, mit dem der Kreml die Rechtsgrundlage für den Verbleib Tschetscheniens in der Russischen Föderation schaffen ließ.

Statt der von Moskau angekündigten Normalisierung treiben russische Sicherheitskräfte und ihre tschetschenischen Handlanger weiter ihr blutiges Unwesen. So ermittelte Memorial, dass die vermeintlichen Selbstmordattentäterinnen, die am 14. Mai in Ilischan-Jurt auf einem religiösen Fest eine Bombe gezündet und 14 Menschen in den Tod gerissen haben sollen, nichts mit dem Anschlag zu tun hatten. Drei Tage später töteten Maskierte in Batschi-Jurt vier Angehörige der vermeintlichen Attentäterinnen. KHD