Alte Freunde und Helfer

Neuer Polizeichef wird erwartungsgemäß der bisherige Vize Werner Jantosch. Innensenator Udo Nagel hält auf seinen Vertrauten große Stücke und verteidigt massiven Polizeieinsatz zum Nazi-Aufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung

von PETER AHRENS

Es kumpelt. Der neue Innensenator Udo Nagel bestellt sein Haus und sorgt dafür, dass um ihn herum nur genehme Gesichter auftauchen. Gestern stellte er seinen eigenen Nachfolger als Polizeichef vor, und es ist erwartungsgemäß sein bisheriger Vize Werner Jantosch. Auf dessen Posten rückt Michael Dalecki auf, der jahrelang Leiter des Landeskriminalamtes gewesen war – sowohl Jantosch als auch Dalecki gehören zur Nagel-Crew und sind gute Bekannte des Senators seit gemeinsamen Zeiten auf der Polizeischule Münster-Hiltrup.

Spekulationen, Bürgermeister Ole von Beust hätte lieber den Berliner Polizeivizechef Gerd Neubeck nach Hamburg geholt, wies Nagel gestern zurück. Es habe „nie einen Dissens zwischen von Beust und mir gegeben“, betonte er treuherzig. Ein Machtkampf zwischen Bürgermeister und Innensenator sei „von irgendeiner Seite konstruiert worden“.

Mit Jantosch führt einer die Polizei, der den Apparat in- und auswendig kennt. Seit 36 Jahren gehört er der Hamburger Polizei an, unter anderem als Einsatzleiter der Polizeidirektion Mitte zu Beginn der 90er Jahre, als er zahlreiche Demonstrationen wie die damaligen Stresemannstraßen-Demos teilweise repressiv anging. Drei Jahre lang arbeitete er zudem als Polizei-Pressesprecher und managte in jener Zeit gegenüber den Medien die Reemtsma-Entführung und den Polizeiskandal. Als Nagel das Zepter im Präsidium übernahm, rückte der 53-Jährige in dessen Präsidialstab auf und tat sich vor allem durch das Umsetzen der umstrittenen Neustrukturierung der Polizei durch. Diese Neuorganisation weiterzuführen, nannte Nagel als eine der Hauptaufgaben, die Jantosch in Zukunft zu erfüllen habe.

Dalecki ist ebenfalls ein alter Hase im Apparat. Bekannt wurde er vor allem als Leiter der Fahndung nach dem Kaufhaus-Erpresser „Dagobert“ – wobei der Polizei allerdings mehrere peinliche Pannen unterliefen, bevor der Erpresser festgenommen werden konnte.

Dass der neue Chef auch aus den Reihen der Polizei zu stammen habe, darüber ließ Nagel keinen Zweifel aufkommen: „Das Amt musste von einem Fachmann besetzt werden“, sagte er. Es wäre unsinnig gewesen, einen Polizeiexperten zum Senator zu machen und als Polizeichef dann jemanden von außen zu holen, so der Senator.

Er wolle „den Standort Hamburg noch sicherer und damit attraktiver machen“, benutzte der neue Polizeichef gleich zum Antritt die Vokabeln, die dieser Senat am liebsten hört. Besonderes Augenmerk wolle er dabei auf die Bekämpfung des Terrorismus werfen, „Strukturen zu erkennen und gegebenenfalls zerschlagen“, sei notwendig.

Sowohl Nagel als auch Jantosch verteidigten noch einmal den Polizeieinsatz vom vergangenen Samstag zum Nazi-Aufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung in Barmbek. Die Polizei habe ihre Aufgabe dabei „fantastisch gelöst“, schwärmte Nagel, so etwas erwarte er sich auch künftig von Jantosch. Nur weil die Sicherheitskräfte so massiv aufgetreten seien, sei nichts passiert, interpretierte Nagel. „Die Krawallmacher haben schnell gemerkt, dass nichts zu machen ist und sind frustriert nach Hause gefahren.“ Man habe bewusst so viele Leute aufgefahren, weil man aus den Erfahrungen des ersten Naziaufmarsches vom 31. Januar gegen die Ausstellung gelernt habe, „als wir ein bisschen schlecht ausgesehen hatten“, so Jantosch. Damals hätte die Polizei die Lage unterschätzt und sei, wie Nagel einräumt, „an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen“.