ERA-Abschluss in letzter Minute geplatzt

Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten vorerst verhindert: IG Metall muss nun zum Arbeitskampf blasen

Es klingt absurd, ist aber bundesdeutsche Realität: Die Tarifverhandlungen für die 180.000 Beschäftigten der norddeutschen Metallindustrie über ein neues Entgeltrahmenabkommen (ERA) sind trotz Einigung der Tarifvertragsparteien in der Nacht zum Samstag geplatzt. Die IG Metall „Küste“ hat für Dienstag ihre Große Tarifkommission einberufen und muss nun über eine Urabstimmung zwecks Streik entscheiden. Ein Arbeitskampf, den eigentlich alle vermeiden wollten und der wohl nun nicht mehr vermeidbar ist.

Die Erklärung: Seit fast drei Jahren verhandeln die Nordmetall-Arbeitgeber und die IG Metall „Küste“ über ein neues Lohn- und Gehaltssystem. Damit soll die unterschiedliche Bezahlung bei im Prinzip gleicher Arbeit und die antiquierte Trennung zwischen Arbeitern und Angestellten aufgehoben werden. Stattdessen sollte ein modernes Lohnsystem mit neuen Elementen in Kraft treten. Bereits in der Lohn- und Gehaltsrunde 2002 hatten sich Gewerkschaften und Unternehmen grundsätzlich auf neue Margen geeinigt. Bis zum Jahresende sollte alles ausformuliert sein.

Doch bei jedem Verhandlungstermin schossen die Metallunternehmen immer wieder quer. Und so waren alle glücklich, als am Freitag alles bereinigt schien. „Der Vertrag war auf Punkt und Komma unterschriftsreif“, sagt ein Insider. „Doch dann kam die Weisung von Gesamtmetall, dass der Arbeitgeberverband nicht unterschreiben darf.“ Selbst in Gewerkschaftskreisen zeigte man sich völlig perplex über diese Entwicklung. „Damit hat Gesamtmetall die Verhandlungsführer im Norden völlig demontiert.“ War doch der Norden stets als Pilot-Bezirk in dieser Frage in Betracht gekommen. KVA