Zynischer Humanismus

Die New Yorker Hardcore-Legende „The Seconds“ in der Tower-Bar: Kantig, laut, kompliziert, hysterisch

The Minutemen machte ihren Namen zum Programm: Was zu sagen war – und das war eine Menge – sagten sie in Songs von eineinhalb Minuten Länge.

Die Seconds aus New York könnten auf andere Weise ihrem Namen gerecht werden: Weil ihr Schlagzeuger Brian Chase auch bei den Yeah Yeah Yeahs spielt, die gerade zum nächsten großen Ding des neuen Rock ausgerufen werden, könnten die Seconds mittelfristig zur zweiten Geige verdammt sein. Weil sie Eigenschaften haben, die nie wirklich hoch im Kurs des Geschäfts standen: Kantig, laut, kompliziert, hysterisch – kurz: wirklich aufregend.

Zwar teilen sie mit den Yeah Yeah Yeahs, Liars, The Faint und Radio 4 sperrigen New/No-Wave und Postpunk als Inspiration, aber anders als jene nehmen sie den künstlerischen Anspruch hörbar ernst, zu verstören, durchzuschütteln, über das hinauszugehen, was zur Zeit zu sagen sich schickt. Dinge herauszuschreien, die weh tun – auch wenn man sie nicht versteht.

Für die alten Säcke sei gesagt, dass hier das Erbe von Devo, Gang Of Four und eben auch den Minutemen in manischer Manier verwaltet wird, ein Sinn für Humor herrscht, der den zynischen Humanismus des frühen New Wave atmet – „Burning Up“ von Madonna mit Leichtigkeit in ein neues, aufregendes Gewand kleidend.

Ein weiterer Tipp für diejenigen unter Ihnen, für die zuletzt die Konzerte von Erase Errata und den Numbers zu den Highlights zählten, sind die Ex Models, die sich einen Gitarristen mit den Seconds teilen. Eine ähnliche Rezeptur, jedoch noch überdrehter, komplizierter und hysterischer! Manchmal darf man an Melt Banana minus Grindcore denken. Von ihren Shows erzählt man Wunderdinge. Bitte notieren Sie sich das!

Andreas Schnell

The Seconds am Mittwoch ab 21.30 Uhr in der Tower Bar. Ex Models und Gäste spielen dort am 6. Juni ab 21.30 Uhr