„Immerhin besser als die CDU“

Dem 71-jährigen Rentner Walter Speer fällt kein positiver Grund ein, die SPD zu wählen.

Walter Speer hat gestern SPD gewählt, das wusste er am Freitag schon. Bei strömendem Regen war er zur Abschlusskundgebung der Sozis auf den Marktplatz gekommen. Unter den Rathausarkaden wartete er auf Scherf und Co. Ein alter Kempe, seit 50 Jahren ist er Mitglied bei der SPD.

„Ich hatte immer Arbeit“, sagt er, „war höchstens mal ein halbes Jahr arbeitslos“. Aber was Schröder in Berlin mit der Agenda 2010, mit den Arbeitslosen vorhat, das findet er nicht gut. „Meinen Zahnersatz müsste ich wohl selber bezahlen, wenn die Gesundheitsreform kommt“, mutmaßt er.

Nach Knochenjobs als Schlosser, Bergwerker, zuletzt Schiffbauer auf der AG Weser hat er doch noch ‚Karriere‘ gemacht. Seine Frau habe ihm das Studium finanziert, „Bafög, so wie heute, gab’s da nicht.“

Mit manchen Kürzungen ist er daher auch ganz einverstanden. „Wir haben doch den jungen Leuten Zucker in den Hintern geblasen“, sinniert er und meint es nicht böse.

Aber die Bundespolitik spiele bei der Wahl „nur im Hinterkopf eine Rolle“. In Bremen wähle er die SPD, weil das immer noch besser sei als die CDU. Gibt es denn auch einen positiven Grund? „Nee, im Moment fällt mir da keiner ein.“ Walter Speer ist kein glühender Scherf-Anhänger, wie so viele andere, die am vergangenen Freitag mit ihren „Henning, vorn bleiben“-Schildern auf dem verregneten Marktplatz standen. Aber die Große Koalition findet er „im großen und ganzen gut“. Auch wenn das „Drama auf der ehemaligen AG Weser“ – so spiel er auf den Space Park an – „mit den Grünen wahrscheinlich nicht passiert wäre.“ hey