Räuberischer Polizist vor Gericht

Wegen Bankraubs und Betrug wird seit gestern gegen einen 55-jährigen Kriminalbeamten verhandelt

Wegen räuberischer Erpressung und Betrug muss sich seit gestern ein Kriminalbeamter vor dem Landgericht Bremen verantworten. Dem 55-Jährigen wird vorgeworfen, zwei Banken überfallen zu haben. In einem Fall soll er ohne Beute vom Tatort geradelt sein, im zweiten Fall entkam der Täter mit 2.000 Euro – wieder mit dem Fahrrad. Außerdem soll er in seiner Funktion als Polizist einem Rentner, der Opfer eines versuchten Raubüberfalls gewesen war, 2.000 Euro abgenommen haben, mit der Begründung, das Geld müsse kriminaltechnisch untersucht werden.

Der Prozess gestern musste mehrfach unterbrochen werden, unter anderem wegen des schlechten gesundheitlichen Zustands des Angeklagten. Ein psychiatrischer Gutachter hatte ihn zuvor für verhandlungsfähig erklärt. Zur Unterstützung hatte er seine Ehefrau neben sich auf der Anklagebank sitzen. Diese Möglichkeit der Strafprozessordnung werde ausgesprochen selten wahrgenommen, so eine Gerichtssprecherin.

Von einer gestern gehörten Zeugin, einer Bremer Bankkauffrau, wollte das Gericht wissen, ob ihr Anzeichen für eine Alkoholkrankheit bei dem Mann aufgefallen seien, der sie am 21. Juli 2008 mit einer Schusswaffe bedroht hatte. Die 51-jährige Sparkassen-Angestellte sagte, sie habe dergleichen nicht bemerkt. Den Raubüberfall habe sie „gut verkraftet“, sagte die Frau, sie habe sich durch das Erlebnis nicht beeinträchtigt gefühlt.

Knappe zwei Wochen später soll der Mann versucht haben, eine Volksbank in Stuhr auszurauben, sei jedoch geflohen, als man ihm mitteilte, es sei kein Geld da. Einen dritten Versuch, der nicht angeklagt ist, soll er abgebrochen haben, bevor er die Bank betrat. Dabei will ihn eine Zeugin erkannt haben. Deren Aussage sowie Aufnahmen einer Überwachungskamera und DNA-Spuren führten zur Verhaftung des Polizisten am 4. August. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft. Der Prozess soll am 6. Januar fortgesetzt werden. EIB