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Archiv-Artikel

Wissbegierige Jugend Die Mozart-Kresse

Vom Laser zur Schneckenabwehr: Der Landeswettbewerb „Jugend forscht“ kürte seine Sieger

Hört die gemeine Brunnenkresse gerne harmonische Musik à la Mozart? Oder mag sie schwierige Zwölftonarrangements wie Arnold Schönberg sie komponierte? Das Gewächs liebt erstere – zwei Grundschülerinnen aus Berlin haben das nachgewiesen: Paula-Sophie Brink (12) und Camilla Ostermann (11) haben einen Topf Kresse mit Mozart, einen anderen mit Schönberg beschallt. „Schönberg macht disharmonische Musik“, sagt Paula, „bei ihm wuchs die Kresse nicht so gut.“ In der gleichen Zeit sei die „Mozart-Kresse“ viel größer geworden. „Und sie schmeckt besser“, fügt Camilla hinzu.

Gestern wurden beim 39. Berliner Landeswettbewerb „Jugend forscht“ die Sieger gekürt. Paula und Camilla gehörten zu 30 Schülern zwischen 9 und 21 Jahren, die man aus 79 Bewerbern ausgewählt hatte. Einen ersten Preis bekam das Kresse-Projekt leider nicht. In sechs Themengebieten wurde je ein Sieger gekürt: In Physik wurde ein neuartiger Stickstofflaser prämiert. In Mathe machte Filip Rindler (19) das Rennen. Er übertrug Zellfunktionen auf die Entwicklung von Software. Dafür hatte er ein Jahr geforscht und programmiert. Der Umfang seines Programms entspricht einem Roman mit 600 Seiten. Andere entwickelten ein besseres Kühlsystem für Destillationen. Die Sieger fahren im Mai nach Saarbrücken zum Bundeswettbewerb.

Die neunjährige Juliette Gogoll bekam einen Sonderpreis: Sie hatte über geistige Fitness im Alter geforscht. Bereits ihr drittes Projekt bei „Jugend forscht“. Ergebnis: Im Alter lernen hält fit. Und mit Wissenschaft kommt man ins Fernsehen: Juliette stellte mal ihre Schneckenabwehr bei Harald Schmidt vor – eine mechanische Falle, schneckenfreundlicher als herkömmliche Bier-Ersäufungs-Methoden.

Großen Charme hatten auch die weniger komplexen Versuche: Gibt es ein Rezept gegen Motten? Ja, man schaffe sich zusätzlich noch Schlupfwespen an. Ajescha Prozell (12) hat die Tierchen erforscht. Sie legen ihre Eier in die der Motten. Die Motten erleiden einen raschen Geburtenknick, die Wespen sterben praktischerweise auch gleich wieder aus, wenn es keine Motteneier mehr gibt. Ajescha hat nachgewiesen, dass die Schlupfwespen die Motteneier in einem Radius von 13 Metern finden. Ein kleines Wespenvölkchen reicht also locker für die ganze 3-Zimmer-Wohnung. Mal sehen, wann in Berlins Altbauten Schlupfwespen der große Hit sind. Und keine Angst, sie stechen nicht.

Apropos Angst: Wer hat schon mal einen Kaugummi verschluckt und hatte dann ein ungutes Gefühl? Was, wenn das Ding meinen Magen verklebt? Sophia Harrand (15) hat es untersucht. „Ich habe dafür den Verdauungskanal künstlich nachgebaut“, sagt sie trocken und holt Reagenzgläser aus einem seltsam riechenden Wärmeschrank, der die Körpertemperatur simulieren soll. „Die Magensäure löst den Kaugummi zum Teil auf, er wird faserig, kleben kann er dann nicht mehr.“ Ihre Oma habe sie immer vor einem verklebten Magen gewarnt, das sei jetzt der Gegenbeweis.

Ralph Ballier – Leiter des Landeswettbewerbs – sagte, dass der Mädchenanteil bei „Jugend forscht“ stetig steige: „Mittlerweile liegt er bei 34 Prozent.“ Was hoffen lässt. CHRISTIAN VATTER