Eine Schule für alle!

betr.: „NRW-Städte gegen Hauptschule“, taz vom 15. 12. 08

Das ideologische, durch wissenschaftliche Ergebnisse nicht begründbare Festhalten am Gymnasium sowie die geplante „Integration“, sprich Abschaffung der Gesamtschule, offenbart es: Gewollt ist eine „Volksschule“ für zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen (das ist die Zahl derjenigen, die heute kein Gymnasium besuchen) und das Gymnasium für ein Drittel der Kinder aus hauptsächlich Akademiker- und einkommensstarken Familien. Hinzu kommt noch die dritte Säule der sogenannten Förderschulen.

Das geplante Zwei- bzw. Dreisäulenmodell wird eine weitere Verschärfung der jetzt schon in Deutschland frühen und massiven sozialen Selektion sowie Segregation von Kindern und Jugendlichen mit sich bringen. Proklamiert wird eine Zweidrittelgesellschaft, die nur noch „praxisorientierte“ Bildung im Gegensatz zur gymnasialen Allgemeinbildung erhalten soll. Hier wird die gewünschte soziale Selektion durch Bildung offenbar. Die Auswirkungen dieses Modells auf Kinder und Jugendliche, denen Bildung zu reflexiven, selbstständigen Menschen mit Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in allen Bereichen verwehrt und Aufstiegsmöglichkeiten weiter erschwert werden soll, wären individuell fatal: Sie könnten mehrheitlich zu Resignation führen. Gesellschaftlich wäre dieses Modell gefährlich, weil die zugrunde liegende Annahme der Ungleichwertigkeit von Menschen und deren frühe Selektion menschen- und demokratiefeindlich ist. Dagegen ist die Forderung aktueller denn je: eine Schule für alle! Wir brauchen ein öffentliches, gut ausgestattetes Bildungssystem mit einer Gesamtschule, um überhaupt Anschluss an den Standard zu bekommen, der in den übrigen OECD-Ländern weitgehend seit Jahrzehnten üblich ist. Den OECD-Durchschnitt in Sachen Bildung überhaupt zu erreichen wäre ein erster Schritt, der aber mit einem Dreisäulenmodell nicht machbar ist.

MONIKA DOMKE, Attac Köln, Arbeitskreis Bildung & Erziehung