Schmusetanz

Im tanzwerk erzählten Kinder und Jugendliche von nächtlichem Spuk und „Schmusern“

„Tanz doch mal mit deiner Nase“ – so lauten die Anweisungen

Schlechte Laune. Sie schalten den Fernseher an, um sich abzulenken. Nachrichten: Die Welt ist schlecht. Höchste Zeit für einen Schmuser! Ein wohliger Schauer scheint die Körper der Kinder von Kopf bis Fuß zu durchrieseln, wenn sich ein „Schmuser“ zu ihnen gesellt. Dann hüpfen und tanzen sie freudestrahlend und juchzend mit ihrem Freund über die Bühne. Der Schmuser selbst ist für das Publikum unsichtbar. Zu sehen ist, dass er gute Laune macht.

Im Rahmen eines Fests am vergangenen Sonntag zeigten Kinder und Jugendliche das Stück „Schmuser“ und „Traumsequenzen“ im Lagerhaus.

Hervorgegangen sind die Stücke aus den tanzwerk-Angeboten von Inga Becker und Gerit Braun. Das Thema und die Choreografie ergeben sich aus der gemeinsamen Arbeit. Die Tanz-Pädagoginnen ermutigen die Kinder, aus sich selbst heraus eine Bewegung zu finden. „Tanz doch mal mit deiner Nase!“, so und ähnlich lauten die impulsgebenden Anleitungen. In „Traumsequenzen“ wird Unheimliches aus Albträumen gezeigt. „Die Idee, sich mit dem nächtlichen Spuk auseinander zu setzen, kam von den Kindern selbst“, so Braun. Nachdem die Kinder gegen geträumte Drachen gekämpft haben und vor Gespenstern geflüchtet sind, zeigt die Pädagogin wie man sich die Alpträume wieder vom Leib schütteln kann.

Durch das gemeinsame künstlerische Bearbeiten eines selbst gewählten Themas würde das Gefühl zur Gruppe gestärkt, berichtet Becker. Zusammen schaffen es die Kinder in dem Stück „Schmuser“ dann auch, die böse Hexe, welche die unsichtbaren Glücksbringer einsperrt, zu besiegen. Das Hauptanliegen ihrer Arbeit bestehe darin, das kreative Potenzial des einzelnen Kindes zu fördern und ihm „hier einen Ort zu geben, sich auszudrücken.“ Die öffentlichen Präsentationen, die regelmäßig stattfinden, gehörten selbstverständlich auch dazu. „Das stärkt das Selbstvertrauen der Kinder.“

Mit der Hilfe von Inga Becker gelang es dem tanzwerk in den vergangenen zweieinhalb Jahren, zeitgenössischen Tanz für Kinder und Jugendliche erfahrbar zu machen.

Es sind fast ausschließlich junge Tänzerinnen, die das breite Kursangebot wahrnehmen. Jungens sind dann wohl eher im Fußballverein zu finden, so Braun. Die Mädels jedenfalls wollen fast alle später mal Tänzerin werden. Die 15-jährige Anna übt sich auch im Ballett. „ Das ist wichtig für die Körperhaltung!“, so sie selbst. Hier im Tanzwerk schätzt sie es besonders „die eigene Persönlichkeit mit ein zu bringen.“

Zum ersten Mal tanzten in „Schmuser“ die ganz Jungen (ab drei Jahren) mit den professionelleren Tänzerinnen aus der Jugendkompagnie „Jump“. Ein fruchtbares Experiment: Die Kleinen verloren durch die Präsenz der beiden Großen nicht den roten Faden auf der großen Bühne. Und die Großen hatten beim Aufmischen der Kleinen sichtlich ihren Spaß.

esther brandau