unterm strich
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Endlich haben deutsche Künstler in der Heiligen Stadt wieder ein Dach über dem Kopf: Die Villa Massimo in Rom will ihr Prestige als wichtigste Institution zur Förderung deutscher Künstler im Ausland zurückgewinnen. Das ist das erklärte Ziel des neuen Direktors der deutschen Akademie, des Kölner Galeristen Joachim Blüher. Heute eröffnet Kulturstaatsministerin Christina Weiss wieder offiziell die Villa mit Künstlerateliers und Ausstellungsräumen mitten in einem alten Park. Rund drei Jahre lang war das Anwesen geschlossen, das der jüdische Industrielle Eduard Arnold 1910 vom Fürsten Massimo erwarb. Das Idyll mit dem imposanten Hauptgebäude und den durch hohe Decken und riesige Fenster modern anmutenden Studios war dringend sanierungsbedürftig, sagt Blüher. Blüher tritt mit einem neuen Konzept an, das sich aber tatsächlich nicht wesentlich vom alten unterscheidet. Der Kunsthistoriker sieht sich als „Mediator“. Er möchte die Künstler, die sich häufig von der Umfassungsmauer des Parks eingeschlossen fühlten, mit dem Kulturleben der Stadt in Kontakt bringen. Die jeweils zehn Stipendiaten, die ein Jahr lang in einem der Studios wohnen dürfen, sollen die „Latinität“ kennen lernen, so der Direktor. Und wir dürfen ergänzen: Das hat Rolf Dieter Brinkmann etwa damals ja auch ganz wunderbar vorgemacht.

Tja, und dann zeitigt der ökumenische Kirchentag, der diese Woche in Berlin stattfindet, erste kulturelle Ergebnisse. Der Berliner Künstler Winfried Muthesius hat gestern am Berliner Zoo eines seiner „Golden Fields“ enthüllt. Mit den etwa 30 mal 30 Zentimeter großen vergoldeten Kacheln will der Künstler in Bahnstationen der Stadt „weit weg von den ausgewiesenen Plätzen des Religiösen“ an das Thema des Kirchentages „Ihr sollt ein Segen sein“ erinnern. Damit noch nicht genug. Von heute an sollen die in insgesamt 14 U- und S-Bahnhöfen der Stadt aufgehängten Blickfänge während des Christentreffens „sakrale Wirkung am fremden Ort“ entfalten und als „subversive Störungen“ die Gedanken der vorüber eilenden Passagiere auf den Begriff des Segens lenken. Na, wenn ditt ma klappen tut, wa? Aber wir wollen nicht päpstlicher sein als der Papst: Unseren Segen hat er.

Was allerdings weniger für Hella Santarossa gilt, die während des Kirchentages die Berliner Gedächtniskirche mit einer Lichtinstallation „künstlerisch vervollständigen“, sprich: die zerbomte Turmspitze mit Lichtstrahlen ergänzen will. Dass die Kunst die Wunden des Krieges wieder heil macht, erscheint uns doch ein wenig, na: unhistorisch.