WM auf die Straße gesetzt

Verkehrsminister Axel Horstmann stellt das Verkehrs-Konzept zur Fußball WM 2006 vor. Kritik gibt es am fehlenden Bekenntnis zum Schienenverkehr. Außerdem kämen die Baumaßnahmen zu spät

VON HOLGER PAULER

NRW-Verkehrsminister Axel Horstmann (SPD) will zur Fußball WM 2006 den Straßenbau vorantreiben. Allein 558 Millionen Euro sollen in den Ausbau des landesweiten Fernstraßennetzes fließen. 132,9 Millionen Euro kommen dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu Gute. „Die WM ist eine einmalige Chance für NRW, sich als weltoffenes Land mit moderner Infrastruktur und guter Verkehrsorganisation gegenüber den Besuchern zu präsentieren“, sagt der Minister. Über eine Millionen Besucher werden landesweit zu den 16 Spielen – zehn davon im Ruhrgebiet – erwartet. Horstmann hofft, „dass möglichst viele Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Stadien fahren“.

Dort könnte das entscheidende Problem liegen. „Die vorgelegten Pläne zeigen keine klare Linie“, sagt Werner Reh, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in NRW. Es fehle das Bekenntnis zum Personennahverkehr. „Ein Großteil des Geldes wird in den Straßenbau gesteckt, obwohl die Vergangenheit gezeigt hat, dass durch den Ausbau des Straßennetzes auch der Straßenverkehr immer weiter zu nimmt“, so Reh. „Die Belastungsgrenze im Ruhrgebiet ist bereits erreicht.“ Die beste Lösung, um ein Verkehrsdesaster zu verhindern, sei, den Eintrittskartenverkauf mit Bahnfahrkarten zu kombinieren und die Veranstaltungen in die Abendstunden zu legen. Das Ruhrgebiet habe genügend Erfahrungen mit Sportgroßveranstaltungen, man brauche daher nur die vorhandenen Strukturen nutzen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass viele Baumaßnahmen nicht wirklich im Zusammenhang mit der WM stünden. „Es wird versucht, Geld für Projekte heran zu schaffen, die schon lange geplant waren“, so Reh. Zu den Maßnahmen im Ruhrgebiet gehört der sechsspurige Ausbau der A2 zwischen Gelsenkirchen und Herten, sowie die Anbindung der „Arena Auf Schalke“ an die A42 durch die Neue Autobahnanschluss-Stelle „Schalke-Nord“. Der Neubau von Parkplätzen und Kreisverkehren rund um das Veranstaltungsgelände Westfalenstadion soll den Verkehr in Dortmund entlasten. Außerdem soll der „Ruhr-Pilot“ durch eine Vernetzung vorhandener Verkehrsrechenzentralen zur Besserung beitragen. Ein System, welches laut Werner Reh durchaus sinnvoll sei – und auch ohne Ausbau der Straßen funktioniere.

Kritik an den Vorschlägen kommt auch aus der Opposition: „Alles, was Verkehrsminister Horstmann jetzt ankündigt, hätte schon längst in Angriff genommen werden müssen“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Heinz Hardt. Die Sanierung des Gelsenkirchener Hauptbahnhofes und des Haltepunktes Westfalenhalle sei längst überflüssig. Auch der Metroexpress zwischen Köln und Hamm sei für die WM 2006 „in den Sand gesetzt worden“.

Die Finanzierung der Projekte sei größtenteils gesichert, die Planungen so gut wie abgeschlossen, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Auch habe der Bau an Teilbereichen schon begonnen. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass einige Bereiche zur WM noch nicht fertig gestellt sind.