Griff zu den Sternen

Der junge Pianist Martin Stadtfeld spielt die „Goldberg-Variationen“. Gleich denken alle an Glenn Gould

Bachs Goldberg-Varationen gehören zu Sternen am Klavierhimmel, und der größte aller Sternendeuter war gewiss Glenn Gould. Niemand hat Bachs riesiges Variationenwerk so abgedreht interpetiert wie Gould, der schon allein von der Art her, wie er vor dem Steinway lümmelte, völlig aus dem Rahmen fiel. Gould legte unglaubliche Tempi vor, die er dann wieder mit überraschenden Dehnungen konterkarierte.

Bei Gould waren das nicht bloß die Zicken einer Diva, er stellte Zusammenhänge her. Die Musik schien so plötzlich klarer, man hörte Stimmen, von denen man vorher nichts gewusst hatte. Das machte das Gouldsche Genie aus.

Wenn sich der junge Pianist Martin Stadtfeld jetzt auch an die Goldberg-Variationen wagt, ist das allerdings noch lange kein Grund, gleich wieder „Genau wie Gould!“ zu rufen. Die Anpreisung ist spektakulär, aber irgendwie auch erdrückend. Besser wäre es, einfach zu hören, was Stadtfeld aus den eigentlich unspielbaren, weil gar nicht für das moderne Klavier geschriebenen Goldberg-Vartionen macht. Auf der CD spielt er sie sehr entschlossen, so viel lässt sich sagen. Kein neuer Gould. Aber vielleicht ein Stadtfeld? wie

Morgen, 20 Uhr, Musikhalle