Mit Indianerzelt gegen die Baumrodung

Für die „Interessengemeinschaft Raderberger Brache“ verstößt der Ausbau des Bischofswegs zur Umgehungsstraße gegen das NRW-Landschaftsgesetz. Die Stadt Köln hält die Bauarbeiten dagegen für rechtmäßig und notwendig

Köln taz ■ Darf das Kölner Grünflächenamt die Bäume und Büsche an der Raderberger Brache roden, die der geplanten Verbreiterung und Verlängerung des Bischofsweg im Wege stehen? Seit die Baufirma am Montag mit den ersten Rodungsarbeiten begonnen hat, streitet die „Interessengemeinschaft Raderberger Brache“ darüber mit der Stadt.

Die Initiative will den Ausbau der Straße verhindern und hält seit Wochenbeginn mit etwa 30 Baumfreunden „Mahnwache“ an der Brache. Dabei argumentiert der Sprecher der Interessengemeinschaft, Ottmar Lattorf, vor allem mit dem NRW-Landschaftsgesetz. Das verbietet nämlich in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September das Beschneiden und Roden von Hecken und Gebüschen. Daher, so Lattorf, brauche die Stadt zumindest eine „Sondergenehmigung“. Dass eine solche vorliege, hätten Polizei und Grünflächenamt den Naturschützern zunächst auch versichert, sagt Lattorf. Als die Initiative jedoch darauf bestanden habe, die Genehmigung einzusehen, habe es plötzlich geheißen, es bedürfe einer solchen Genehmigung gar nicht. „Das ist doch komisch“, sagt Lattdorf.

Tatsächlich sei aber die Fällgenehmigung im längst genehmigten Bebauungsplan automatisch enthalten, erklärt Ulf Kolberg vom Amt für Straßen- und Verkehrstechnik – genau sowie Zeitplan und Umfang der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen. Die bestünden vor allem in dem „Rückbau“ und der Renaturierung der Kierbergerstraße, die den Vorgebirgspark durchschneidet – und das müsse geschehen, sobald im Herbst die neue Straße fertig sei. „Ich kann ja den Ärger der Anwohner verstehen, keiner sieht gerne, dass Bäume gefällt werden“, findet auch Kolberg. Aber zum einen werde die geplante Straße weniger Platz wegnehmen als ursprünglich geplant – und daher auch weniger von der Naturschutzfläche der Brache „verbrauchen“. Zum anderen sei die Straße als Ausweichmöglichkeit notwendig, wenn auf der Bonnerstraße mit dem Bau der Nord-Süd-Bahn begonnen werde. Dies bezweifeln die Naturschützer allerdings: Der Verkehr könne genau so gut über die Kiebergerstraße umgeleitet werden, meint Ottmar Lattorf. „Eine neue Straße zu bauen und dafür die Kierberger dicht zu machen ist doch die reine Geldverschwendung“, findet er.

Der Protest der Initiative werde daher auch weitergehen. Man wolle jetzt in der Brache eine „Bildungsnische“ samt Indianerzelt aufbauen. Für Montag habe sich schon eine Schulklasse zum Ökologieunterricht vor Ort angemeldet. Dass die Initiative nicht so schnell aufgibt, befürchtet auch Ulf Kolberg: Wenn die Arbeiten demnächst richtig anfangen, „wird das wohl nicht ohne Polizeischutz gehen“. Susanne Gannott