Im Zustand der Erstarrung

betr.: Leserinnenbrief „Keine frauenfeindliche Religion“, taz vom 1. 4. 04, zum Artikel: „Diese Politikerin ist nicht feige“, taz vom 24. 3. 04

Ach ja, der fortschrittliche Islam … Wann war sie noch mal genau, diese fortschrittliche Zeit, in der muslimische Frauen mehr Rechte hatten als ihre Schwestern in Europa? Täusche ich mich, oder ist das nicht doch Jahrhunderte her? Wäre es möglich, dass gerade das nicht genutzte Potenzial der Frauen, öffentliches Leben mitzubestimmen und mitzugestalten, fast alle vom Islam geprägten Gesellschaften in einem Zustand der Erstarrung verharren lässt. Und ist nicht der behauptete Zwang aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen zu müssen (denn soweit ich das bisher verstanden habe, kann der Koran – wie alle religiösen Schriften – durchaus unterschiedlich interpretiert werden) ein Zeichen dieser Geringschätzung und Verbannung der Frauen aus der Öffentlichkeit?

Merke: Was einmal gut war und fortschrittliche Elemente enthielt, muss längst nicht immer und in alle Ewigkeit so sein.

MARLIES GLASER, Frankfurt/Main

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.