Neue Käfige für die Legehennen

Verbot greift: Immer weniger Hühner leben in Käfigen. Eierproduzenten wollen sie stattdessen in Kleinvolieren sperren

WIESBADEN taz ■ Die Zahl der Legehennen, die in Käfigen gehalten werden, sinkt. Um über 9 Prozent ist die Zahl der Käfigplätze im letzten Jahr zurückgegangen, teilte das Statistische Bundesamt gestern mit. Einen Aufschwung haben im Gegenzug artgerechtere Haltungsformen erfahren: Jeweils fast 10 Prozent der Tiere können inzwischen in Boden- und Freilandhaltung scharren und picken.

In Deutschland gibt es derzeit rund 38 Millionen Legehennen – das sind 5,6 Prozent weniger als 2002. Von diesen werden aber trotz des Rückgangs immer noch mehr als 80 Prozent in Käfigen geschunden.

Das von Verbraucherministerin Renate Künast durchgesetzte Verbot der Käfighaltung ab 2007 zeigt mit dieser Entwicklung erste Auswirkungen – zum Ärger der deutschen Eierproduzenten. Zwar konnten sie sich nicht mit der Forderung, so genannte ausgestaltete Käfige mit 40 Tieren auf sechs Quadratmetern einzuführen, auf der Agrarministerkonferenz am vergangenen Freitag durchsetzen. Dafür sollen aber so genannte Kleinvolieren, bei denen die Tiere in mehrstöckigen Vogelhäusern leben und aufflattern können, die Alternative zu Boden- oder Freilandhaltung ab 2007 werden.

Für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist dieser Kompromiss der Ministerkonferenz ein klarer Versuch, „die geltende Legehennenverordnung mit ihrem Verbot der Käfighaltung aufzuweichen“. Eine artgerechte Haltung sei so nicht möglich, erklärte die Organisation.

Zurzeit prüfen die Länder und alle involvierten Gruppen, wie diese neue Haltungsform aussehen könnte. Eine Einigung wird bis zum Sommer erwartet.

Die deutschen Tierschutzverbände fordern klare Standards für die Einführung von Kleinvolieren. „Höchstens zehn Tiere pro Quadratmeter und eine Käfighöhe von zwei Metern“, erklärte Jörn Holbe vom Deutschen Tierschutzbundes im Gespräch mit der taz. Damit die Hühner ausgiebig scharren können, müsse ein Drittel der Fläche eingestreut sein und die Sitzstangen dürften auf höchstens zwei Ebenen hängen. „Schnabelkürzungen dürfen auf keinen Fall vorkommen“, bekräftige Holbe. Mit dieser Grausamkeit soll verhindert werden, dass sich die Tiere bei Fehlverhalten wie Federpicken gegenseitig zerfleischen.

„Mit Kleinvolieren ist die Eierproduktion wirtschaftlich einigermaßen möglich“, begründet Stefan Völl vom Deutschen Bauernverband die geforderte Haltungsform. „Die Bauern werden in die Kleinvoliere investieren.“

HANSJÖRG KISSEL