Computerkrieg in München

Die Stadtratsmehrheit favorisiert Linux als Betriebssystem für die städtischen Rechner

BERLIN taz ■ Als erste Großstadt will München auf das Betriebssystem Linux umsteigen. Die Stadtratsmehrheit aus SPD und Grünen billigte am Montag in den Fraktionssitzungen einen entsprechenden Vorschlag, der heute von der Stadtrats-Vollversammlung beschlossen werden soll. In letzter Minute versucht nun Konkurrent Microsoft, das Ruder herumzureißen. „Europaweite Bedeutung“ billigt auch Thomas Uhl vom deutschen Linux-Verband der Entscheidung zu, „denn München ist beileibe kein kleines gallisches Dorf“.

Microsoft legte gestern überraschend ein verbessertes Angebot vor, das nun etwa zehn Millionen Euro unter dem Preis für den Wechsel auf Linux liegt. In dem Schreiben wird indirekt auch die Kürzung der laufenden freiwilligen Microsoft-Unterstützung an Schulen angedroht, falls der Stadtrat bei seiner Vorentscheidung bleibe. „Für einen Erfolg einer derartigen Kooperation ist der Rückhalt im Stadtrat wie in der Stadtverwaltung von entscheidender Bedeutung“, heißt es in dem Schreiben aus der Deutschlandzentrale des Konzerns. Bisher laufen die etwa 14.000 Computer der Stadtverwaltung mit dem Microsoft-System Windows NT. Jetzt war der Umstieg auf ein neueres System notwendig geworden. Zur Wahl standen Windows XP, wie bisher von Microsoft, und der Wechsel auf das „Open Source“-System Linux. Die Entscheidung war von Anfang an umkämpft, selbst Microsoft-Chef Steve Ballmer war bei Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) vorstellig geworden. Doch am Ende half der Chefbesuch aus Texas nichts – die Linux-Schmiede „SuSe“ und der Entwickler IBM setzten sich durch. „Selbst wenn die Stadt adhoc Ersparnisse hätte, ist Linux sicher die langfristig bessere Lösung“, argumentiert etwa Stadtrat Jens Mülhaus (Grüne). Zwar könnte sich die Angebots-Schlacht noch bis in die heutige Stadtratssitzung ziehen, doch bei der SPD-Fraktion heißt es: „Keine Änderung.“ MAX HÄGLER