Mehr Schule am Nachmittag

Kieler Bildungsministerium will den Ganztagsunterricht fördern. 20 Schulen sollen umgewandelt werden

Schleswig-Holstein setzt auf verbindlichen Nachmittagsunterricht. Am Donnerstag stellte Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) ihre Pläne für gebundene Ganztagsschulen vor. Flächendeckend werden die allerdings nicht eingeführt: Landesweit sollen „etwa 20 Schulen mit hoher Problemdichte und besonderem Förderbedarf“ umgewandelt werden. Dafür stelle das Land 100 zusätzliche Lehrerstellen bereit.

Auch darüber hinaus werde man deutlich in Bildung investieren: Erdsiek-Rave sprach von über 1.100 neuen Lehrerstellen, über 140 Millionen Euro für Schulbau, mehr als 60 Millionen Euro für mehr Krippenplätze und nochmals 50 Millionen Euro für das beitragsfreie Kita-Jahr allein in den kommenden beiden Jahren.

Schulen, die den verbindlichen Ganztagsunterricht wollen, müssen sich bis Mai 2009 bewerben. Die Angebote werden für Eltern kostenfrei sein – bezahlt werden muss aber weiterhin das Mittagessen. Erste verbindliche Ganztagsschulen soll es dann ab dem Schuljahr 2009/10 geben.

Lob erhielten die Pläne von Susanne Herold, der bildungspolitischen Sprecherin der CDU. Die Opposition ist kritischer. So kritisieren die Grünen, dass die offenen Ganztagsangebote von dem neuen Angebot nicht profitieren. Rund 400 dieser Schulen gibt es bereits. Dort stehen die Nachmittagskurse allen örtlichen Kindern offen, sind aber teilweise kostenpflichtig. Daran soll sich nach den Plänen des Ministeriums nichts ändern. Anke Spoorendonk vom Südschleswigschen Wählerverband bemängelt, das „Nebeneinander von offenen und gebundenen Ganztagsschulen führt zu einem bildungspolitischen Flickenteppich“.

Auch die Lehrergewerkschaft GEW teilt diese Bedenken. Ihr Landesvorsitzender Matthias Heidn forderte, das Land solle den Ausbau gebundener Ganztagsschulen vorantreiben, um alle Schulen der Sekundarstufe I einzubeziehen. „Im Augenblick ist es so, als ob unterm Tannenbaum nur für eins von sechs Kindern ein Geschenk bereit liegt“, so Heidn. „Die anderen dürfen traurig in die Röhre gucken!“ EST