Der Norden wird .on

Hamburg verliert nach den HEW den zweiten Energiekonzern: Hamburger Gaswerke ziehen nach Quickborn. 480 Arbeitsplätze fallen weg. Fusion mit Rendsburger Schleswag zur E.on Hanse als Tochter des größten deutschen Energiemultis besiegelt

von SVEN-MICHAEL VEIT

Für die Kunden ändert sich nur der Briefkopf auf der Rechnung, versichert Hans-Jakob Tiessen. Um Bezahlung von Gas- oder Stromlieferungen wird künftig E.on Hanse bitten, so der neue Vorstandschef des frisch gegründeten norddeutschen Energiekonzerns. Zwei weitere kurzfristige Folgen dieser zweiten Runde im norddeutschen Energie-Monopoly sind für Beschäftigte und die Stadt Hamburg aber bereits klar: 480 Arbeitsplätze werden entfallen und die neue Firmenzentrale wird im Herbst nach Quickborn nördlich von Hamburg verlegt.

Die Hamburger Gaswerke (HeinGas), größter Gasversorger im norddeutschen Raum, fusionieren rückwirkend zum 1. Januar mit zwei weiteren regionalen Versorgern zu einem neuen Konzern. Auch der schleswig-holsteinische Monopolist Schleswag (Rendsburg) und die Schweriner HanseGas gehen in der E.on Hanse auf, das beschlossen die Aufsichtsräte der Firmen am Mittwoch im Airport-Hotel am Hamburger Flughafen.

Zu drei Vierteln gehört die Gesellschaft der Münchner E.on, größter Energiemulti in deutschen Landen. 26 Prozent bleiben bei den elf schleswig-holsteinischen Landkreisen, bislang Mitgesellschafter der Schleswag. Von der dänischen bis zur polnischen Grenze wird E.on Hanse künftig etwa 1,5 Millionen Haushalte mit Gas, Strom oder Wasser versorgen. Einziger Konkurrent im Norden sind die bei der ersten Konzentrationsrunde (siehe Kasten) an den Vattenfall-Konzern verkauften Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW).

In der Zentrale in Quickborn sollen etwa 500 MitarbeiterInnen das Unternehmen lenken, in Hamburg und Rendsburg werden Jobs verloren gehen. Von den zusammen etwa 3300 Arbeitsplätzen soll bis 2008 etwa jeder siebte entfallen. Rund 50 Millionen Euro jährlich lautet das Einsparziel. „Wir erreichen eine wettbewerbsfähige Größe“, bilanziert Tiessen, der vom Chefsessel bei HeinGas auf den bei E.on Hanse aufrückt.

„Eine neue Dimension im Norden“ sieht Hamburgs Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU). Und Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Rohwer (SPD) freut sich: Am Ort der neuen Konzernzentrale werden auch die Gewerbesteuern fällig.