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Die Trümpfe des Verlierers

Nur keine Häme, kein Triumphgeschrei – das war die Botschaft dieser seltsam ruhigen SPD-Parteitage. Denn wenn die Verliererin CDU sich zu sehr gedemütigt fühlt, könnte ihr die Lust aufs Weiterspielen vergehen. Dann hat die SPD ein Problem. Dann muss sie mit den Grünen zusammengehen, was erstens Henning Scherf nicht will und die Genossen zweitens prekär finden, wenn 2005 neue Sanierungshilfe her soll, die auch von CDU-Ländern kommen muss.

Dass die Bremer CDU tatsächlich keine Lust mehr hat, läge nahe: Sie kann bei dem, was kommt, nur verlieren. In den wenigen Punkten, wo die beiden Großkoalitionäre sich noch unterschieden, will sich jetzt die SPD durchsetzen. Aber den Kopf muss die Union dennoch mit hinhalten, wenn der Senat 2005 eingestehen muss, dass es mit der Sanierung leider nicht hingehauen hat. Unattraktive Aussichten also. Warum soll die CDU ihre Latte nicht so hoch legen, dass sie erhobenen Hauptes die Koalitionsverhandlungen platzen lassen kann? Um dann gegen Rot-Grün Stimmung zu machen und 2007 einen erfolgreicheren Anlauf zu nehmen?

Weil der Wähler es so gewollt hat, heißt es dazu beschwörend aus der SPD, weil in Bremerhaven noch gewählt wird und weil Regieren mehr Spaß mache als Opponieren.

Dem Wähler lässt sich bei entsprechender Inszenierung aber viel erklären, und Regieren macht nur Spaß, wenn man auch was zu sagen hat. Das macht die CDU zu einem starken Gegner. Was wird da aus den „Kernpunkten sozialdemokratischer Politik“? Eines wird die SPD der CDU opfern müssen: die Schulpolitik oder das Hollerland. Susanne Gieffers