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: „Und um sich nicht zu strafen Lügen / Isst er’s mit herzlichem Vergnügen“

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„Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet / Bemerkte, dass es ihm missriet / Jedoch, da er es selbst gebraten / Tut er, als wär es ihm geraten / Und um sich nicht zu strafen Lügen / Isst er’s mit herzlichem Vergnügen.“ Was, bitte schön, hat ein Münchner wie Eugen Roth mit Schnitzel zu tun? Gibt’s ein Münchner Schnitzel? Also: Hätte doch ein Wiener dichten müssen. Mindestens. Oder noch besser: ein Mailänder. Dort wurde es im 16. Jahrhundert erfunden. Es war Mode bei den Wohlhabenden und Mächtigen, Speisen zu vergolden. Weil das aber nicht unbedingt gesund und auch teuer war, erfand ein Koch die „goldene“ Panade (frische Weißbrotbrösel und Parmesan). Feldmarschall Radetzky soll das Mailänder zum Wiener Schnitzel gemacht haben – den Italienern überließ er allerdings den geriebenen Parmesan.

Also, ein Wiener Schnitzel ist kein Schnitzel Wiener Art. Es muss Kalb sein! Keule (Ober-, Unterschale) oder Nuss. Schwein ist Plagiat. Und dünn geklopft muss es sein. Der Rest ist dann ja klar: mit Mehl bestäuben, durch verquirltes Ei ziehen, in Paniermehl von frischem Weißbrot wenden, in Butterschmalz braten. Und wem die Zubereitung nach einem anstrengenden Kirchentagsbesuch zu viel ist, der findet auch in Berlin eine österreichische Kolonie – mit, natürlich, Wiener (!) Schnitzel. TOK