zwischen den rillen
: Auf Zauberstraßen zur Freizeitkultur

Der Wolf ist immer noch zärtlich. Die Rede ist von Wolf Maahn – Kölner, Musiker und Produzent. Als er in den 80er Jahren auf einer Bonner Friedensdemo erstmals öffentlich als Solo-Künstler auftrat, wurde er mit „Rosen im Asphalt“ und „Gib mir das Fieber zurück“ bundesweit bekannt. Noch heute hat der jetzt 49-Jährige mit der eigenwilligen Stimme den Blues. Auf seinem neuen Album „Zauberstraßen“ fehlt zwar die rockige Härte, dafür wird man aber mit eingängigen Melodien entschädigt.

Elektrogitarren dürfen die Ballade „Karima“ mit schnurrenden Riffs erhellen, die an Santana erinnern. Dazu serviert Maahn manchmal allzu artige Wortspielereien wie „Ich küss dir sieben Sonnen ins Gemüt“. Dieser Song kommt als ein feinsinniger Kompromiss zwischen gefälligem Pop und eigenwillig spannender Musik daher. Beim genaueren Hinhören ist aber ein bewegendes und hoch aktuelles Thema zu erkennen: „Es ist das Lied einer algerischen Mutter an ihre fanatisierte Tochter“, erläutert der Musiker: „Sie versteht nicht, wie ihre Tochter so radikal werden konnte.“ Und Maahn fügt hinzu, es sei halt die „Waffe der Musiker, Brücken zu schlagen“. Kein Wunder, dass dieses Stück als Single-Auskopplung auf den Markt kommt.

Im Eröffnungsstück experimentiert Maahn mit Elektro-Pop und schwärmt mit verspielten Akkorden. Mit seinem Gesang von Liebe und den Orten „wo der Kranich tanzt“ zeichnet er ein furioses Bild junger Freizeitkultur. Wer lange genug zuhört, wird beim achten von elf Stücken dann doch noch mit schnelleren Beats belohnt. In „Schlüssel, der zum Himmel passt“ zeigt Maahn, dass er ausnahmsweise auch noch tanzbaren Rock‘n‘Roll zu bieten hat.

Maahn, gerade wieder auf Tour durch die Republik, setzt mit seiner neuen CD auf alte Schlagzeug- und Gitarrentugenden. Er will sich damit vom Einheitsbrei des aktuellen Musikgeschäfts abheben. Ein wenig kann man den Eindruck gewinnen, dass ihn der fehlende internationale Erfolg dabei stören mag. An manchen Stellen schiebt er Textzeilen auf Englisch ein, so als wolle er mit aller Macht klar machen, dass sich seine Songs auch anders anhören könnten.

Frank Überall

Wolf Maahn: „Zauberstraßen“, Motor (Universal), CD 06024