Wie aus Musik grenzenlose Bilder werden

Die Kölner Galerie Mojavari stellt Josiane Soder aus. Deren Kompositionen wirken auf den ersten Blick willkürlich. Doch dann erschließen sich daraus Arbeitsmethode und Gefühle der Künstlerin, die sich von Indianertänzen inspirieren lässt

Keine klassischen Motive, keine allgemeingültigen gesellschaftlichen Sujets – Josiane Soder lässt sich von ihren Gefühlen leiten. Ihre Stimmungen bringt sie in abstrakten nicht-geometrischen Formen auf die Leinwand. Sie verzichtet auf beschreibende Motive und kompositionelle Regeln. „Meine Kunst hat keine Grenzen und für jeden Betrachter eine eigene Aussage. Die Interpretation ist individuell“, erklärt die Schweizerin, die unter anderem in Frankreich studiert und schon in New York und Berlin ausgestellt hat.

Das erste, was auf ihren Bildern ins Auge fällt, sind die kraftvollen Linien. Auf großflächig angelegten, scheinbar willkürlich aufgetragenen Farbflächen kreuzen sich die Bögen, laufen mal parallel oder gegeneinander. Die Künstlerin zählt ihre eigene Kunst zur Nachfolge des französischen Informel der 50er bis 60er Jahre. Der französische Kritiker Michel Tapié, der in den Fünfzigern Ausstellungen für die Vertreter dieser Richtung organisiert hatte, schrieb einmal über diese Kunstrichtung, dass der Künstler seine Aussage „nur im Magischen, in der totalen Ekstase“ mitteilen könne. Das trifft auch auf Soder zu: „Ich brauche Musik beim Arbeiten, um in meine Welt abzutauchen.“ Dabei sei die Auswahl so vielfältig wie ihre Stimmungen: „Ich höre alles Querbeet – von Klassik über Pop bis zur Volksmusik.“

Informel ist streng genommen eine Arbeitsmethode. Steht man vor Soders Bildern, wird das klar. Vor dem inneren Auge stellt sich der Betrachter unwillkürlich einen Künstler vor, der mit Schwung Farben und Linien wie bei einem Tanz auf der Leinwand verteilt. Bei der Farbauswahl beweist Soder Mut: „Wenn man selbst Blumen pflückt, hat man plötzlich auch Farbkombinationen, die man in der Modewelt nicht findet.“

Soder kombiniert Rot mit Rosa oder Lila mit Grellgelb, wenn ihr danach ist. Das unharmonische der Farben wird durch die Größenverhältnisse der Flächen ausgeglichen. Dadurch entsteht eine Spannung im Gesamtbild. Die Schweizer Künstlerin hat auch ihre ruhigen Phasen: „Wenn ich viel mit Rot-Orange gearbeitet habe, brauche ich etwas Komplementäres und benutze dann bewusst Blau.“ In dem aus zwei Tafeln bestehenden „Dance with the Wolves“ gibt es nur Blau mit kupferfarbenen Sprenkeln. Soder hat sich dafür von Indianertänzen, die sie bei Reisen nach Arizona gesehen hat, und von dem Kinofilm „Der mit dem Wolf tanzt“ inspirieren lassen. Herausgekommen ist ein in sich harmonisches Bild, dessen Linien an asiatische Kalligraphie erinnern. Die Gefühle beeinflussen bei Soder die Farben, aber die Farben auch die Gefühle: „Bin ich bedrückt, wähle ich bestimmte Farben, um so Lebensfreude zu erzeugen.“

Michaela Sprenger

Noch bis 31. April, Mojavari-Gallery, St. Apern-Straße 17-21 (Galerien-Passage). Mo-Fr 11-13.30 Uhr und 15-20 Uhr