Feuer unter der Erde

Unterirdische Brände vernichten in China Kohlevorräte und heizen so den globalen Treibhauseffekt ordentlich an

PEKING taz ■ Riesige Kohlevorrätegehen in China alljährlich durch unterirdische Brände verloren – mit bösen Folgen für Wirtschaft und Umwelt. Bis zu 200 Millionen Tonnen, rund zwanzig Prozent der gesamten Kohleproduktion des Landes, werden jedes Jahr vernichtet, schätzen Experten nach einem Bericht der China Daily vom Dienstag.

Ausgelöst durch Blitzschlag oder spontane Explosionen, könnten solche Feuer tausende Jahre glimmen – ohne dass jemand sie stoppen kann. Die meisten gefährdeten Regionen liegen im Norden Chinas. Nach bisheriger Erkenntnis brennen mindestens 56 Kohlefelder mit einer Gesamtfläche von 720 Quadratkilometern, viele andere bleiben unentdeckt. Wissenschaftler versuchen derzeit, mit Hilfe von Wärmedetektoren per Satellit, Flugzeug und Bodenmessungen herauszubekommen, wie groß und wie tief die Brandflächen sind.

Kohle ist in China die wichtigste Energiequelle. Die wirtschaftlichen Verluste der Brände werden auf bis zu 480 Millionen Dollar geschätzt. Ebenso dramatisch sind die ökologischen Folgen: Jedes Jahr produzieren sie eine Million Tonnen schädlicher Gase. Allein die die brennenden Kohlefelder im Norden Chinas seien verantwortlich für bis zu drei Prozent des weltweiten Ausstoßes an Kohlendioxyd, das die globale Erwärmung verursacht.

Ein Beispiel für die Größe des Problems ist die nordwestliche Grenzregion Xinjiang, die „allein über 80 Kohlefelder hat, von denen jede einzelne zwischen 20 und 30 Brände verzeichnet“, so der niederländische Geomorphologe John van Genderen in dem Bericht: „Sie sind außer Kontrolle.“ JUTTA LIETSCH