tarifverhandlungen
: Lösungen sind Pflicht

Natürlich ist es nicht einfach für die Gewerkschaften, sich nach wenig erfolgreichen Drohungen und noch weniger Erfolg versprechenden Aussichten an einen Verhandlungstisch zu setzen: Der so genannte Arbeitskampf im Frühjahr um einen Tarifabschluss im öffentlichen Dienst hat diesen Namen nicht verdient. Mobilisiert werden konnte gerade mal für ein paar Arbeitsniederlegungen, aber nicht für harte Streiks. Und jeder in der Gewerkschaft weiß, dass das Gezerre um eine Bundestariferhöhung von über 4 Prozent, deutliche Arbeitszeitverkürzung oder die absolute Beibehaltung von Extrazahlungen auch künftig fast chancenlos sein wird. Denn ihre Mitglieder haben mitgekriegt: Berlin ist pleite. Was tun, ohne sein Gesicht zu verlieren?

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Tarifkommission verliert nicht ihr Gesicht, entscheidet sie am Montag, die Gespräche zwischen den Gewerkschaften und dem Land wieder aufzunehmen. Zum einen wird eine Hängepartie beendet, die Angestellte und Land nur mehr blockierten. Zum anderen wird klar, wo die eigentlichen Spielräume der Tarifgegner liegen und Instrumente wirksam werden könnten. Außerdem sind Gespräche der einzige Weg, den notwendigen Durchbruch in Fragen der Tarifstruktur, veränderter Arbeitsbedingungen oder möglicher Flexibilität zu erzielen.

Und schließlich bedeutet die Rückkehr an den Tisch keinen reumütigen Akt, ist doch das Land ebenfalls aufgefordert, sich zu bewegen. Wo tausende Jugendliche Ausbildung und Arbeit suchen, es offensichtlich ist, dass Personalkosten für Beamte und Angestellte nicht über einen Kamm geschoren werden können, und schließlich das Land soziale Verantwortung trägt für die Zukunft seiner Mitarbeiter und Institutionen, sind Lösungen Pflicht.