das wird der monat, der wird (nr. 6)
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Ljubljana, 6. Juni: Weil österreichische Medien die Wasserball-EM im Ösisprech als Wasserpolo bezeichnen, verlangt der Welttierschutzverband umgehend „eine Ächtung des Pferdes als misshandeltes Schwimmtier“.

Glasgow, 7. Juni: Rudi Völler nimmt das 1:3 gegen Schottland in der EM-Qualifikation gelassen. „Wir haben gegen einen der ausgefuchstesten Trainer der Welt gespielt. Der kann sogar einige Brocken Deutsch.“ Der Teamchef gewohnt optimistisch: „Wir werden noch einige Große ärgern. Schon am Mittwoch die Färöer Inseln.“

Wimbledon, Centre Court, 8. Juni: Boris Becker, stehhaariger Allesimmerkönner (FOTO: AP), verrät bei einer Audienz in seinem ehemaligen Wohnzimmer den Titel seiner geplanten Biografie. „Ich – die Leimener Delikatesse“ soll das Schamhaar-Oeuvre heißen. Becker dämpft derweil die Euphorie der Pornobranche: „Verfilmt wird das Werk nicht. Ohnehin ist nur Platz für wenige ausgewählte Frauengeschichten. Mehr als 24 Bände gesteht mir der Verlag nicht zu.“

London, 9. Juni: Berti Vogts nimmt die Blitzadelung samt Titel „Sir Wockts“ gerührt aus den Händen der Königin entgegen – mit brockenweisem Englisch: „Misses Queen, ei äm quirled. This is a great honner, yes.“

Torshavn, 10. Juni: Kaum einer der deutschen Fußballzwerge findet vor der Partie gegen die Färöer Nachtruhe. DFB-Chef Mayer-Vorfelder: „Eine Unverschämtheit, hier fast die ganze Nacht das Flutlicht brennen zu lassen. Überall, auf der ganzen Insel!“ Recherchen ergeben, dass es sich bei der Helligkeit um ein natürliches Phänomen des nördlichen Sommers handelt. MV unbeugsam: „Ob Wetter- oder Wettbewerbsverzerrung: Der Deutsche hat nachts ein Recht auf Dunkelheit.“

Torshavn, 11. Juni: Auch unausgeschlafen verteidigt die Garde der Krampelfüßler „mit Leidenschaft und deutschen Glückstugenden“ (Rudi Völler) ein 0:0. „Wir werden wieder wer. Es kommen auch noch weniger schwere Gegner.“

St. Pauli, 17. Juni: Erwartungsgemäß hat Hamburg der Scheinolympiastadt Leipzig die IOC-Bewerberrechte abgekauft. Oberhanseat Ole v. Beust kündigt an, vom Weiterverkaufserlös nach New York oder Madrid die Bürgschaft für den abgestiegenen FC St. Pauli zu übernehmen. Der Kiez feiert: „Olé Olé. Rück raus die Kohlé.“

Belgrad, 24. Juni: Der schriftstellerische Konter von Partizan-Coach Lothar Matthäus kommt sofort. Nachdem der Derzeitserbe neulich mit dem Bekenntnis überrascht hatte „Ich lerne schon Kyrillisch“, gibt er jetzt den Grund seiner Fremdsprachenlust zu: „Ein Lothar Matthäus schreibt auch gerade seine Memoiren. Sie werden heißen: Ich – der Kyrille unter den Bohlens, Effes und Bumbums.“ Als Matthäus sein Buch als Schullektüre empfiehlt, gründet sich in Deutschland ein Volksbegehren zur Wiedereinführung der Zensur.

MÜLL