„Du sollst täglich taz lesen!“

Die taz ist auf dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin mit Ständen vertreten. Und bekommt sogar ein 11. Gebot gewidmet

von NADJA KERSCHKEWICZ
und STEFAN LEIFERT

Im Zentrum der Jugend: Vor dem taz-Stand am Anhalter Bahnhof laden fünf blauweiß gestreifte Strandkörbe zum Relaxen ein. „Ohne die taz würde etwas fehlen – zum Beispiel der Schatten“, scherzt Marcus Michels aus Berlin und räkelt sich. In Kooperation mit „Call a bike“ der Deutschen Bahn steht einer der taz-Stände im „Zentrum der Jugend“ des Ökumenischen Kirchentags.

Im „Buch der Guten Taten“ am taz-Stand werden ebensolche gesammelt. „Ich habe heute einem kleinen Jungen eine Cola geschenkt“, schreibt einer. „Meine Wohnung habe ich für fünf Kirchentagsbesucher geräumt“, schreibt ein anderer ins Buch der Guten Taten. Es sind die kleinen Gesten des Alltags, an die sich die Besucher des Zentrums der Jugend erinnern. Nach dem Relaxen – wie gesagt: in den taz-Strandkörben – geht es für die meisten weiter, und es gibt viel zu sehen.

Wer zwischen Mitte und dem Messegelände nicht in überfüllten Bussen und U-Bahnen schwitzen will, kann sich auf zwei Rädern fortbewegen. „Call a bike ist eine Superidee, und bei dem Wetter kann ja auch gar nichts schief gehen“, sagt Ralf Koenig, „das ist umweltfreundlich, und man kann frische Luft tanken.“ Der Kölner versteht sich als progressiver Zeitgenosse. „Und weil die taz auch ein progressives Blatt ist, habe ich es auch abboniert.“

Tag der offenen Tür: An zwei Tagen gab’s einen Tag der offenen Tür – und 150 Menschen nutzten das Angebot. Zu sehen bekamen sie den Dokumentarfilm „Die ersten zehn Jahre der taz“, damals noch in der Berliner Wattstraße. Eine Führung durch das Gebäude in der Kochstraße gab’s für die Besucher von taz-Mitarbeiter Henry Budziarek.

Auf dem Messegelände: Der Tag beginnt mit Segen. taz-Hostesse Marie-Louise spritzt Kaffeewasser auf ihre Kolleginnen. „Mit christlichen Symbolen kenne ich mich nicht so aus.“ Aber die Extraausgabe „die kirchentaz“ nimmt man ihr gerne ab. Die Freiexemplare gehen gut. „Isch des umsonscht?“ ist eine häufig gestellte Frage. Klar. Hunderte von taz-Kulis sind abends vergriffen. Und dann ist da noch die Aktion „Das 11. Gebot“ – die taz sammelt Vorschläge. Zum Beispiel:

Heidi, 40, Berlin: Du darfst nicht reicher sein als dein Nächster!

Robin, 23, Marburg: Du sollst nicht nur Gebote aufstellen, sondern auch nach ihnen leben!

Wilfried, 64, Dotzlar: Du sollst Frieden üben!

Ylva, 40, Hamburg: Du sollst nicht nerven!

Marc, 20, Köln: Du sollst nicht arrogant sein!

Hartmut, 62, Fulda: 11. Du sollst dich nicht erwischen lassen. 12. Wenn aber doch, strikt leugnen!

Renate, 52, Vechta: Du sollst täglich taz lesen!

(Die Vorschläge sind einzusehen auf der taz-Homepage www. taz.de/Kirchentag.)

Beim Abend der Begegnung: Weiß gewandet schweben zwei keusche Englein mit goldenen Flügeln und rotem Luftballon über das fromme Gedrängel beim „Abend der Begegnung“. Oooohs und Aaaahs aus der Menge. Menschentrauben. Die Flugbahn der beiden taz-Englein wirkt ewas hölzern. Wie auch sonst auf zwei Meter fünfzig hohen Stelzen?

Eine alte Dame tritt hervor, greift nach den Händen der beiden: „Gesegnet seid ihr!“, und malt ein Kreuz in die Luft. „Aber immer wieder kommt auch der blöde Witz mit dem Absägen“, meint Kati, eine der beiden Keuschen.

Die taz auf dem Kirchentag, das heißt auch kleine Geschenke bekommen. „Unsere Gasluftballons waren als Erstes weg“, sagt taz-Mitarbeiterin Vesna Kundic. „Einer wollte sogar die rote Lichterkette hier haben.“