Sri Lankas Präsidentin führt

Bei den Parlamentswahlen erleidet die Regierungspartei eine Schlappe. Es geht um die Zukunft des Friedensprozesses mit den Tamilen. Kritik an den „Befreiungstigern“

DELHI taz ■ Die „Freiheitsallianz“ von Staatspräsidentin Chandrika Kumaratunga ist die wahrscheinliche Siegerin der Parlamentswahl in Sri Lanka. Nach Auszählung der Stimmen in 195 der insgesamt 25 Wahlbezirke lag ihr Anteil bei 47 Prozent, während die Parteienkoalition der „United National Front“ (UNF) unter Premierminister Ranil Wickremesinghe 38 Prozent erreichte. Hochrechnungen zufolge könnte die Allianz 108 Sitze gewinnen, gegenüber 82 der UNF.

Ein Sprecher der Freiheitsallianz erklärte noch vor der Bekanntgabe der Endergebnisse, dass seine Partei die neue Regierung stellen werde. Auch die UNF macht sich noch Hoffnungen auf eine Regierungsbildung. Dies wäre bei einer Beteiligung der „Tamil National Alliance“ (TNA) möglich, die mit vermutlich 21 Sitzen als drittgrößte Partei aus der Wahl hervorgeht. Die TNA, die als verlängerter Arm der „Befreiungstiger“ LTTE gilt, hat ihre Zusammenarbeit zwar allen Parteien angeboten, die für eine Autonomielösung im Tamilen-Konflikt eintreten. Doch in ihrem Wahlkampf hatte Kumaratunga der Regierungspartei vorgeworfen, der LTTE zu viele Konzessionen gemacht zu haben.

Die endgültige Bekanntgabe der Resultate verzögerte sich, nachdem Berichte über größere Unregelmäßigkeiten die Wahlkommission eine Wiederholung in zwei Wahlkreisen in Betracht ziehen ließ. Sie musste sich auch mit Klagen kleiner Tamilen-Parteien auseinandersetzen, wonach die LTTE in den von ihnen beherrschten Gebieten massiven Druck auf die Wähler ausgeübt habe, damit diese für die TNA stimmen. Bereits während des Wahlkampfs hatten sich die Parteien darüber beklagt, dass die LTTE ihre Vertreter daran hinderte, einen freien Wahlkampf zu führen. BERNARD IMHASLY