Integration unerwünscht

Eine Hauptschule in Rheine will behinderte Schüler nicht aufnehmen. Die Stadt kann sie jedoch dazu verpflichten

Rheine taz ■ Dass Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in eine Klasse gehen, ist politisch gewollt und wird auch vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. In der münsterländischen Kleinstadt Rheine wehrt sich jedoch eine Hauptschule gegen die Beschulung von sechs lern- und geistig behinderten Kindern. Diese sollen nach Willen der Stadt durch eine sonderpädagogische Fördermaßnahme in den regulären Schulunterricht integriert werden.

Die betroffenen Kinder waren bereits in Kindergarten und Grundschule mit Nichtbehinderten zusammen. „Warum sollen sie dann auf einmal ghettoisiert werden“, fragt der Schulrat des Kreises, Wolfgang Linow. Er stehe dem Versuch sehr positiv gegenüber. In seinem Bereich würde diese Maßnahme bereits an drei Hauptschulen und einer Realschule praktiziert und die Resonanz sei im Großen und Ganzen zufrieden stellend. Bei einer so genannten „zieldifferenten“ Maßnahme werde den Lehrern eine sonderpädagogische Kraft zur Seite gestellt. Einige Unterichtseinheiten finden gemeinsam mit den Nichtbehinderten statt, andere Fächer werden getrennt gelehrt.

Der Stadtrat in Rheine hat vergangene Woche versucht, mit der betroffenen Elisabeth-Hauptschule einen Konsens zu erreichen. Ohne Erfolg: Die Schulkonferenz stimmte dagegen. Nun gibt es die Überlegung, die Schule zum integrativen Unterricht zu verpflichten. „Das örtliche Schulamt hat das Recht zu bestimmen, an welcher Schule die Kinder integrativ gefördert werden“, bestätigt Stephanie Paeleke, Schulministeriums-Sprecherin. Die Schule müsse gehört werden, habe jedoch keine Veto-Recht. NATALIE WIESMANN