Eigentlich möchten wir erwachsen sein

Haspa-Studie zum Finanzgebaren der HamburgerInnen zeigt: Schon die 18-Jährigen denken an ihre Alterssicherung. Immobilien und Lebensversicherung sind „der Traum der ganz Jungen“, und auch die Aktie gilt noch als schick

von PETER AHRENS

Was haben die 17- und 18-Jährigen in Hamburg im Kopf? Die Welt erobern, wilde Sachen tun, Freiheit spüren – das denkt man so. Die nüchterne Wirklichkeit vermittelt Harald Vogelsang, Vorstand der Hamburger Sparkasse (Haspa): „Realismus, gepaart mit gesundem Sicherheitsbewusstsein“ hat er bei den jungen Leuten festgestellt. In einer Studie, in der das TNS-Emnid-Institut für die Haspa das Finanzgebaren der HamburgerInnen untersucht hat, sagen die Kurven und Zahlen Eindeutiges: Wer heute flügge wird, läuft als Erstes zur Finanzberatung, um sich zu informieren, was er zur eigenen Alterssicherung tun kann.

So verfügen gut die Hälfte der befragten 18- bis 25-Jährigen in Hamburg bereits über eine Lebensversicherung, die sie selbst oder ihre Eltern für sie abgeschlossen haben. Mehr als 40 Prozent besitzen ein Sparbuch, und die Aktie, „die in der jüngeren Generation nach wie vor als schick gilt“, wie Emnid-Untersucher Thomas Keller festhält, wird von 37 Prozent dieser Altersgruppe bevorzugt. „Mit 17 oder 18 Jahren ist schon ein klares Bewusstsein dafür da, etwas zur finanziellen Absicherung zu tun“, fasst Keller die Tendenz der Studie zusammen.

Ganz oben auf der Wunschliste steht schon in diesem Alter die eigene Immobilie: „Das ist der Traum schon der ganz Jungen“, so Keller. Die staatliche Riester-Rente dagegen interessiert fast niemanden: Nur 13 Prozent haben dieses Angebot bisher wahrgenommen.

Die HamburgerInnen scheinen allgemein ohnehin sicherheitsbedürftiger zu sein als der Bundesdurchschnitt. So hält sich die Hälfte der HansestädterInnen für das Leben im Alter bereits für finanziell gerüstet, bundesweit sind es mit einem Drittel deutlich weniger. Immerhin 71 Prozent der HamburgerInnen geben an, schon etwas für die private Vorsorge getan zu haben.

Die Stimmung bleibt trotzdem schlecht. „Drei Jahre wirtschaftlicher Stagnation haben klimatisch Spuren hinterlassen“, sagt Vogelsang. Besonders Frauen und ältere HamburgerInnen schauen eher pessimistisch in ihre finanzielle Zukunft und glauben, dass sich ihre Lage eher verschlechtert. Die Jüngeren sind zwar gegenwärtig tendenziell unzufrieden mit dem, was sie haben. Bei ihnen ist der Optimismus, dass es in Zukunft besser wird, aber stärker ausgeprägt. Insgesamt rechnen aber nicht einmal 25 Prozent der Befragten damit, dass ihre Lage sich grundsätzlich verbessert.

Wobei die größten SchwarzseherInnen nach der Statistik in Eimsbüttel, Winterhude, St. Pauli und dem Schanzenviertel sitzen. Während in den anderen Stadtteilen der positive Blick auf die gegenwärtige Finanzlage überwiegt, sind in diesen Vierteln die PessimistInnen in der Mehrheit. Deutlich beeinflusst werden die Stimmungsaussichten offenbar auch durch die Lebenssituation: So haben HamburgerInnen mit Kindern doppelt so häufig positive Zukunftsprognosen gefällt wie Kinderlose.

Von einer Aufhellung der Stimmung gegenüber der Untersuchung des Vorjahres kann jedenfalls, das belegen alle Emnid-Zahlen, überhaupt keine Rede sein, an einen raschen Aufschwung glauben die wenigsten HamburgerInnen. Vogelsang kann das nachvollziehen. „Während die Entwicklung am Arbeitsmarkt bestenfalls langfristig positiv verläuft, spüren die Leute die Verwerfungen und Kürzungen, die das mit sich bringt, schon jetzt“, verweist er auf Praxisgebühr und soziale Belastungen.