hamburg am sonntag
: „So wichtig wie Essen und Trinken“

Moshe Landsberg hat am Flügel ein streikendes Orchester ersetzt, vielleicht nicht zum letzten Mal

taz: Herr Landsberg, was halten Sie vom Streik der Philharmoniker?

Moshe Landsberg: Ich wusste zwei Stunden vor der Aufführung, dass ich spielen werde, da musste ich mich sehr schnell vorbereiten, über den Streik konnte ich da gar nicht nachdenken.

Wie haben Sie sich gefühlt?

Ich war natürlich sehr nervös. Statt im Proberaum plötzlich im Orchestergraben zu spielen! Vor großem Publikum! Es hat dann aber sehr viel Spaß gebracht und toll geklappt. Mit der Flügelbegleitung war das Stück intimer als mit dem Orchester. Ich habe das alles sehr genossen.

Wie haben ihre Kollegen reagiert?

Für die Sänger und den Dirigenten war es natürlich ein Glücksfall, dass ich eingesprungen bin. Und am nächsten Tag hat hier dauernd das Telefon geklingelt, weil mir alle möglichen Leute gratulieren wollten.

Keine Streikbrechervorwürfe?

Nein, einer aus dem Orchester hat wohl gesagt, es sei doch schade, dass ich ganz alleine spielen musste. Das finde ich natürlich auch. Aber für mich ist Kultur so wichtig wie essen und trinken, und darum war ich sehr froh, die Vorstellung retten zu können.

Und das Publikum?

Das war begeistert. Wir haben mehr als zehn Minuten Applaus bekommen.

Wie schauen Sie auf Sonntag?

Ich hoffe, das Orchester spielt. Ansonsten bin ich gut vorbereiten. INTERVIEW: MAP

Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg , 17 Uhr, Staatsoper

MOSHE LANDSBERG, 38, Korrepetitor der Oper