urdrüs wahre kolumne: Das Licht der Wahrheitssuche
Seit geraumer Zeit schon ist das Verhalten eines Menschen zu den Verbrechen an Murat Kurnaz eine Art Lackmus-Test für die humanitäre Glaubwürdigkeit. Und so freut es mich im Vorglanze des weihnachtlichen Friedens umso mehr, dass es nunmehr auch Menschensohn Henning Scherf geschafft hast, beim Amnesty-Abend des Bremer Theaters den bremischen Anteil an den Untaten einzugestehen. Jedoch insistiere ich gegenüber dem Altbürgermeister weiterhin darauf, dass der Stadtstaat endlich die große Schuld tilgt, die offensichtlich gegenüber ukrainischen Handelsleuten geschah, die vor Jahr und Tag von bremischen Bullizisten um das Geld zum LKW-Kauf beraubt wurden. Die Beute konnte den finanziell abgemagerten Schweinebacken damals nicht wieder zugunsten des Fremden abgerungen werden – und die Stadt? Sie tat so, als ob sie damit nichts zu tun hätte. Ja, der Wilhelm Kaisen – der hätte seinerzeit die Büttel mit dem Knüttel durchwalkt und notfalls den eigenen Trecker als Entschädigung angeboten!
Derzeit klingen zwei Lieder im steten Wechsel in meinen Ohren – zum einen das vom „Little Drummerboy“, der für das Jesuskind dat Drömmelsche rührt, zum anderen jenes von der „Sabine von Lidl“ von der Hamburger Countryfolk-Bande „Gruppe Gutzeit“, das wie keine Ballade sonst das grause Schicksal jener Frauen beschreibt, die durch die abgrundtief ekligen Ladenöffnungsgesetze der kriminellen Liberalinskis aller Schattierungen zu menschlichen Maschinen degradiert werden. Auf meinem jüngsten Treffen mit anderen Hilfsnikoläusen habe ich mit einiger Befriedigung erfahren, dass die Gruppe damit seit Wochen in der Lieder-Bestenliste stehen – und dennoch unbeirrt an dem Prinzip festhält, dass ihre Konzerte für Hartz-IV-Klienten und sonstige Arme eintrittsfrei erlebt werden können – gut dem Ding!
Der empörende Kungel, den die hannöversche Staatsanwaltschaft im Prozess gegen die nicht nur wegen Harley-Fahrens kriminellen Hells Angels so ausgestaltete, dass die Schläger mit Killerinstinkt so gut wie unbehelligt davonkommen, war in der Zuhälter-Hochburg Hannover nicht anders zu erwarten: Vermutlich gab es genügend Wissen um das Freizeitgebaren mancher Juristen im Staatsdienst. Umso stärker leuchtet das Licht der Wahrheitssuche aus der Provinz, wo der Rintelner Amtsrichter und ehemalige Mutlangen-Blockadeur Christian Rost Anzeige wegen Strafvereitelung im Amt gestellt hat!
Im Metronom zwischen Uelzen und Hannover bekomme ich es zumindest akustisch sehr unangenehm mit mutmaßlichen Angehörigen einer Gruppe von jungen Sportlern zu tun, die ausweislich ihrer Trainingsanzüge einem Kieler Verein angehören. Singen diese doch ohne erkennbaren Anlass die Nationalhymne mit allen drei Strophen, wobei sie beim Refrain gemeinsam aufstehen und sich die Hand aufs Herz legen. Träumt man da schon von olympischer Karriere – oder sind das nur Dorfpunks außer Rand und Band? Leider war Rocko Schamoni als Kenner dieses Menschenschlags nicht anwesend zur Klärung dieser Frage.
Advent, Advent? Ein schönes Fest wünscht mit warnendem Hinweis auf die Herodesse dieser Welt und ihre Schergen ULRICH „Weihrauch“ REINEKING
ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, hält das Singen des gesamten Deutschlandlieds für unentschuldbar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen