Sachsen kampfbereit

Metaller trotzen Arbeitgeberwarnungen und stimmen deutlich einem Streik für die 35-Stunden-Woche zu

DRESDEN taz ■ In Sachsens Metall- und Elektroindustrie wird ab Montag gestreikt. Bei der Urabstimmung entschieden sich nach Angaben von IG-Metall-Bezirksleiter Hasso Düvel knapp 80 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für den Arbeitskampf. Damit wurde die nötige Dreiviertelmehrheit übertroffen. Es geht um die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38 auf die im Westen üblichen 35 Stunden.

Zur Abstimmung aufgerufen waren rund 16.000 Gewerk-schaftler. Knapp 100.000 Beschäftigte der Branche arbeiten in Sachsen jedoch in nicht direkt tarifgebundenen Unternehmen. Rund ein Drittel von ihnen orientiert sich nach Gewerkschaftsangaben aber am Flächentarif. Der bevorstehende sächsische Arbeitskampf übernimmt eine Pilotfunktion für die übrigen ostdeutschen Bundesländer, in denen Urabstimmungen noch ausstehen.

Martin Kannegießer, Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, bezeichnete das Abstimmungsergebnis als „Stoppsignal für den wirtschaftlichen Aufholprozess“ in Ost-deutschland. Ähnlich äußerte sich Sachsens Wirtschaftsmini-ster Martin Gillo (CDU). Der Osten verliere damit den letzten Standortvorteil günstigerer Arbeitskosten. „Prag und Warschau warten drauf“, hieß es in Zeitungsanzeigen der sächsi-schen Arbeitgeber, die auf die drohende Abwanderung von Betrieben nach Osteuropa anspielten. Wegen der teils schwierigen Lage mancher Betriebe war auch die Stimmung unter den Metallarbeitern in Sachsen gespalten.

Düvel nannte die Debatte „langsam unfair“. Der Lohnstückkostenvorteil in Ostdeutschland bleibe erhalten. Die IG Metall erwartet von der Arbeitszeitverkürzung vielmehr einen Zuwachs von 15.000 Arbeitsplätzen. Die Streiks sollen sich zunächst auf die Region Chemnitz konzentrieren und vorerst bis Donnerstag befristet sein. MIB