stromland
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Soll man das Phänomen fachsimpelnd tiefenpsychologisch deuten oder lieber ein Märchen heranziehen? Vielleicht das von der Prinzessin, die den König Drosselbart verschmäht, weil er ihr nicht gut genug ist? Und weil sie – dies kommt im Hamburger Fall hinzu – in jedem Fall die Entscheidung der Vorgängerin rückgängig machen will: Kultursenatorin Dana Horáková will Tom Stromberg, jetzt ist es offiziell, nicht als Schauspielhaus-Intendanten halten und ab 2005 einen Neuen küren. Im Gespräch ist z.B. der Bochumer Intendant Matthias Hartmann, dem Amtsvorgängerin Christina Weiss einen Korb gab; ein einleuchtender Grund also, jetzt ihn zu ernennen und, ähnlich wie Herren in der Midlife Crisis, jede mit der Ex getätigte Reise mit der Neuen nochmal zu machen, um trotzig alles Vergangene zu löschen. Hartmann hat Erfolg, steigerte die Zuschauerzahlen: Argumente, die in jedem Fall Eindruck schinden, wenn auch Hartmanns junges Programm der Glanz-Klientel ebensowenig munden dürfte wie das Strombergs, der immerhin vier Jahre weiser ist als der bald 40-jährige Hartmann.

Man könnte auch – Regisseure sind bekanntermaßen begnadete Intendanten – Martin Kusej wählen, der regelmäßig am Thalia inszeniert und die Programme beider Häuser vollends austauschbar machen könnte. Oder, ein Horáková‘scher Lieblingskandidat seit langem: Claus Peymann vom Berliner Ensemble, der jene denkwürdige „Senatorinnen-Terminkalender“-Anzeige zierte, mit der das Schauspielhaus Dana Horáková empfing und die sie wohl nie verziehen hat. Vielleicht kommt er aber auch extra nicht, sonst hätte sich ja bewahrheitet, was in dem Inserat unter „Peymann anrufen“ suggeriert worden war. Man weiß es nicht. Auch nicht, ob Stromberg auf sein Angebot, über 2005 hinaus zu bleiben, je eine positive Antwort erwartet hat. Sturheitsmäßig ist er jedenfalls aus dem Schneider und insofern, kann man sagen,weisegereift: Er wollte durchaus zur Versöhnung beitragen, an ihm hat‘s nicht gelegen. Andererseits, die grüne Wiese lässt sich auch woanders finden ... PS