Japan imitiert USA

Nach der US-amerikanischen Fed senkt nun auch die japanische Notenbank den Leitzins auf beinahe null

TOKIO rtr ■ Die japanische Notenbank (BOJ) hat am Freitag ihren Leitzins von 0,3 Prozent auf 0,1 gesenkt und angekündigt, sie sei bereit, vermehrt Staatsobligationen und Bonds von Privatfirmen zu kaufen. Damit will die Notenbank der japanischen Industrie über Liquiditätsengpässe hinweghelfen.

Der japanische Notenbankgouverneur Masaaki Shirakawa schloss eine weitere Kappung nicht aus. Damit würde die BOJ vollends zu ihrer Nullzinspolitik zurückkehren, die sie erst vor zwei Jahren aufgegeben hatte.

Japans exportabhängiger Wirtschaft sind wegen der Flaute auf den Weltmärkten die Aufträge weggebrochen. Dies bekommt zum Beispiel auch der Autobauer Toyota zu spüren, der erstmals im operativen Geschäft einen Jahresverlust verbuchen dürfte. Aktuelle Zahlen will der Konzern am Montag vorlegen. Die Regierung blickt dennoch optimistischer in die Zukunft als viele Konjunkturforscher. Sie erwartet, dass die Wirtschaft im Haushaltsjahr 2009/2010 nicht schrumpfen wird. Schlimmeres soll ein milliardenschweres Konjunkturprogramm verhindern. Ab Herbst 2009 rechnet die Regierung mit einer Erholung. Die japanischen Währungshüter, die mit sieben zu eins Stimmen für die Leitzinssenkung votierten, folgten mit ihrem Schritt der US-Notenbank Fed.

Die Fed hatte am Dienstag die Zinsen auf faktisch null heruntergesetzt und damit das niedrige geldpolitische Niveau in Japan noch unterboten. Nach der Entscheidung war die japanische Währung im Vergleich zum Dollar auf ein 13-Jahres-Hoch gestiegen. Da der Höhenflug des Yen den Exporteuren die Geschäfte im Ausland zusätzlich erschwert, sahen sich die Notenbanker in Tokio unter Zugzwang gesetzt.

Die Regierung von Ministerpräsident Taro Aso hatte vorige Woche ihr Konjunkturprogramm auf ein Volumen von insgesamt knapp 100 Milliarden Euro aufgestockt, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Die Popularitätskurve des erst seit September regierenden Ministerpräsidenten befindet sich dennoch im Sinkflug: Nicht einmal mehr jeder fünfte Japaner hat sich in einer aktuellen Umfrage für Aso ausgesprochen. Japan befindet sich schon seit dem Frühjahr in der Rezession. Experten befürchten, dass die längste Schwächephase der Nachkriegsgeschichte droht.