Eine neue grüne Heimat in der Liga vier

Der türkische Fußball-Verbandsligist SY Yesilyurt steigt nach einer gelungenen Saison in die Oberliga auf. Kurzzeitig schien der Erfolg gefährdet. Ein neuer Trainer dann brachte die Weddinger wieder nach oben

„Wie wollt ihr in der nächste Serie bloß rechtzeitig in Rostock antreten, wenn ihr schon hier unpünktlich erscheint“, herzte Detlev Brumme, Präsident von Sparta Lichtenberg, Yesilyurt-Manager Gökmen Ilkyaz. Dieser war gestern nämlich zu spät zur Partie in Lichtenberg erscheinen und hatte so die Übergabe der Meisterschaftstrophäe verpasst, die sich sein Team in einer famosen Saison erspielt hatte, in die er dank guter Verpflichtungen schon als großer Favorit gestartet war. Die 15 bis 20 Anhänger des SV Yesilyurt hielten sich mit Anfeuerungsrufen zurück, bejubelten aber zwei Treffer von Mike Lönsmann in Halbzeit zwei, der damit den 0:2-Rückstand vor der Pause egalisierte.

Vor elf Tagen waren die Anhänger dagegen aus den Häuschen, als die Weddinger mit 2:1 beim BFC Dynamo gewannen. Seither stand fest, dass der „Integrationsverein unter türkischem Dach“, wie Vereinssprecher Frank Berton betont, die Meisterschaft für sich entschieden hatte. Und damit die „grüne Heimat“ – so lautet Yesilyurts Name auf Deutsch – in der nächsten Saison in der Oberliga antreten wird.

„Wir sind verdient Berliner Meister geworden, spielerisch, moralisch, in allen Punkten“, hatte Co-Trainer Ahmet Ezelsoy nach dem Sieg bei Dynamo mit Blick auf eine Saison gestrahlt, in der es nur eine Niederlage gab. Aber genau die hatte es in sich, denn die 0:1-Pleite beim BFC Preussen bildete Anfang April den Auftakt zur „schwarzen Woche“, die nicht nur zwei Unentschieden und den kurzzeitigen Verlust der Tabellenspitze umfasste, sondern auch mit der Demission des damaligen Trainers Friedhelm Häbermann endete.

Gescheitert war Häbermann weniger an Sprachschwierigkeiten – er versteht zwar kein Türkisch, aber alle Spieler des aus einem Kroaten, vier Deutschen und 14 Türken bestehenden Kaders sprechen Deutsch – als an Differenzen im Team zwischen Jung und Alt. „Da fehlte es manchmal am respektvollen Umgang miteinander“, sagt Häbermanns Nachfolger Bülent Gündogdu, der bis Mitte April noch den Oberligisten Türkiyemspor aus der Abstiegszone herausmanövriert hatte, bevor er das Kommando bei Yesilyurt übernahm.

Die passende Etikette hat er seinen Spielern beigebracht, seine etwas raue Art kontrastiert mit der zurückhaltenden Herangehensweise seines Vorgängers. „Ich lege großen Wert auf Ruhe im Team“, sagt der 43-jährige Übungsleiter. In diesem Bestreben machte er auch vor großen Namen keinen Halt, und so durfte selbst der 34-jährige Taskin Aksoy, Yesilyurts Abwehrchef und mit 17 Treffern zugleich bester Torschütze, schon mal vorzeitig das Training beenden.

Passend zum 30-jährigen Vereinsjubiläum haben die Akteure um Kapitän Ramazan Yildiz dem Verein den größten Triumph nach der Teilnahme am DFB-Pokal in der Saison 2001/02 beschert. Und sie scheinen auch gewillt, in der Liga vier für Furore zu sorgen. „Wir haben deutsche Tugenden“, verweist Yildiz auf Teamstärken wie Kampf und Kondition. Zudem haben die Nordberliner, anders als viele Oberligistenm keine finanziellen Probleme. Dank Getränkehändler Zeki Ilkyaz – dem Vater von Manager Gökmen – steht der Verein auf solider Basis. Ilkyaz ist in Personalunion Vereinspräsident und Garant dafür, dass der bisherige Etat von etwa 120.000 Euro eingehalten wurde.

Und so kann Coach Göndogdu schon mal mit dem Ex-Babelsberger Martino Gatti eine zweitligaerfahrene Kraft für nächste Saison präsentieren. Entsprechend entspannt blickt Kapitän Yildiz in die Zukunft: „Die Mannschaft hat die Klasse, in der Oberliga zu bestehen.“ Wenn dann noch der Manager in den wichtigen Momenten rechtzeitig erscheint, sollte eigentlich nichts mehr schief gehen. MARKUS VOGT