Ohne Chinesen fast pleite

Die Auslandsgesellschaft NRW steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Grund dafür sind gekürzte Subventionen und sinkende Teilnehmerzahlen an den Sprachkursen. Vor allem Chinesen bleiben aus

VON KLAUS JANSEN

In China wird mehr Deutsch gelernt, deshalb verliert ein Dortmunder Geschäftsführer seinen Job. Die Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil immer weniger Chinesen die Deutschkurse der renommierten Gesellschaft für Völkerverständigung buchen. Um die Auslandsgesellschaft vor der Insolvenz zu retten, wurde nun zwei Mitarbeitern gekündigt und der Vertrag mit Geschäftsführer Norbert Althofen aufgelöst. Weitere Kündigungen sollen durch ein Sanierungskonzept vermieden werden, das Lohneinbußen für die Mitarbeiter und kürzere Wochenarbeitszeiten vorsieht. Betriebsrat und Gewerkschaft Verdi haben bereits zugestimmt.

Die Zahl der meist chinesisch-stämmigen Teilnehmer der studienvorbereitenden Kurse „Deutsch als Fremdsprache“ ist in diesem Jahr von 1.800 auf 800 gesunken. „Das ist der Hauptgrund für unseren finanziellen Engpass“, sagt Heinz Fennekold, Präsident der Auslandsgesellschaft. Immer mehr Chinesen lernen Deutsch in der Heimat – Konsequenz der Öffnung des Landes in Richtung Westen. Ein weiteres Problem: Deutschkurse werden auch verstärkt an den Universitäten angeboten. „Das war eigentlich abzusehen“, räumt Fennekold Fehler ein. Nun will man verstärkt in China potenzielle Kursteilnehmer anwerben. Dafür unterhält die Gesellschaft eigens ein Büro in Dortmunds Partnerstadt Xi`An.

Die Auslandsgesellschaft leidet auch darunter, dass Fördermittel des Landes ausbleiben. In den nächsten beiden Jahren fehlen vor dem Hintergrund des Weiterbildungsgesetzes NRW rund 80.000 Euro. Fennekold übt Selbstkritik: „Als gemeinnütziger Verein haben wir uns zu sehr auf den Subventionsfluss verlassen. Das ist schon ein Mentalitätsproblem.“ Auch die Preise für das Kursangebot seien nicht an den Wettbewerb angepasst gewesen.

Die Angestellten der Auslandsgesellschaft tragen die nun anfallenden Kürzungen mit. „Im Bildungssektor herrscht halt ein enormer Konkurrenzdruck“, sagt Peter Stiezel von Verdi Dortmund. Der vereinbarte Lohnverzicht sei ein guter Einstieg für eine Sanierung der Gesellschaft, nun müsse aber auch das Management effizienter werden. Zumindest schlanker ist es bereits geworden: Norbert Althofen, einer von zwei Geschäftsführern, hat seinen Vertrag aufgelöst. Die Belegschaft begrüßt das: „Es ist gut, dass auch oben gespart wird“, sagt Harald Looser vom Betriebsrat. „Wozu brauchen wir zwei Geschäftsführer?“

Althofen, der nach eigenen Angaben „nicht im Zorn gegangen“ ist und der „gerne bei der Beseitigung der Schwierigkeiten mitgeholfen hätte“, hat bereits einen neuen Job: Bei der RWE, die gerade in Dortmund ein neues Hochhaus baut. Präsident Fennekold, ebenfalls RWE-Mann, hat ihn scheinbar nicht hängen lassen.

Friede also bei allen Beteiligten. Auch für die Zukunft der Auslandsgesellschaft ist Fennekold optimistisch. Er baut auf die Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes durch die Bundesregierung. Dann werden Integrationskurse für Einwanderer zur Pflicht. „Dafür sind wir bestens als Anbieter geeignet“, findet Fennekold. Schließlich biete man mehr als Sprache, sondern trage auch zur kulturellen Verständigung bei.