Paul Gardner, neuer Trainer der Hamburg Freezers
: Der Offensiv-Pädagoge

Ein russisches Eishockeymärchen hat Trainer Paul Gardner bereits geschrieben. Im vergangenen Jahr übernahm er Lokomotive Yaroslavl auf dem graugrauen elften Platz – und führte es nach einer herkulesken Anstrengung noch in die Play-offs. Das gleiche Schauspiel soll Gardner bei seiner ersten Beschäftigung in der Deutschen Eishockeyliga wiederholen, wo er den lahmenden Hamburg Freezers wieder auf die Beine helfen soll.

Der Abschied vom bisherigen Coach Bill Stewart hatte sich seit Wochen angekündigt. Gefährdet schienen die sportlichen Ziele und die Zuschauer blieben weg. Der dritthöchste Ligaetat und die hohen Ansprüche harmonierten nicht mit dem enttäuschenden elften Rang. Die Verantwortlichen sahen sich nach dem 0 : 4 gegen Straubing, der vierten Heimniederlage in Folge, gezwungen, zu handeln. Und entschieden sich kurz vor der Saisonhalbzeit für den im kanadischen Fort Erie geborenen Gardner, der auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz als Spieler, Trainer und Scout verfügt.

Dass Gardner unter Druck arbeiten kann, hat der mit einem Vertrag bis Saisonende ausgestattete 52-Jährige in Russland bewiesen. Zuletzt verantwortete er den weißrussischen Meister Dinamo Minsk und war in Personalunion Assistenztrainer der dortigen Nationalmannschaft – und damit Diktator Aljaksandr Lukaschenka unterstellt.

In Hamburg schätzen sie die emotionale, kommunikative und demokratische Art Gardners. Er zeigt Grenzen auf, ist dabei aber stets spielernah. Damit verkörpert er in Hamburg nach Mike Schmitt (dem netten) und Bill Stewart (dem harten) einen ganz neuen Typen pädagogischer Kompetenz hinter der Bande.

In der Hansestadt hat sich der gelernte Torjäger (203 Tore in 463 NHL-Einsätzen) für die Offensive entschieden, will die Freezers nach dem missratenen Auftakt mit aggressivem und torhungrigen Spiel unter die ersten sechs der Tabelle und damit in die Play-offs führen.

Die Einleitung für das Hamburger Märchen muss Paul Gardner nach der Auftaktniederlage am Freitag gegen Wolfsburg (2 : 3 nach Penaltyschießen) aber neu schreiben. CHRISTOPH ZIMMER

Fotohinweis:PAUL GARDNER, 52, ist in Kanada geboren und arbeitete zuletzt als Trainer in Weißrussland. FOTO: FREEZERS