USA wenig glaubwürdig

Kriegsgegner sehen sich nach Äußerungen des Pentagon-Vize zum Irakkrieg bestätigt. Fischer greift Tony Blair an

SINGAPUR/LONDON ap/dpa ■ Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz hat versucht, seine Äußerungen zu den Gründen für den Irakkrieg zu relativieren. Die Massenvernichtungswaffen in Irak seien immer nur einer unter vielen Gründen gewesen, sagte Wolfowitz am Freitag auf einer Tagung in Singapur. Weitere Gründe seien der Terrorismus und die Unterdrückung der Iraker durch ihre Regierung gewesen.

SPD-Fraktionsvize Gernot Erler sagte – mit Blick auf die vergangene Woche bekannt gewordenen Äußerungen Wolfowitz’ – durch das Eingeständnis der USA, dass Massenvernichtungswaffen nicht der eigentliche Kriegsgrund gewesen seien, stünde deren Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Die französische Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie sagte in Singapur, die Tatsache, dass bislang keine Massenvernichtungswaffen in Irak gefunden wurden, bestätigte die französische Haltung, dass der Krieg nicht nötig war und dass die UN-Inspektoren ihre Arbeit hätten beenden sollen.

Die vor drei Wochen abgetretene britische Entwicklungsministerin Clare Short warf Premierminister Tony Blair vor, die Öffentlichkeit „betrogen“ zu haben. Blair bestritt dies: „Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass Saddam Massenvernichtungswaffen gehabt hat“, sagte er in einem Fernsehinterview. Er kenne Beweise, die der Öffentlichkeit bisher noch gar nicht zugänglich seien.

Große Aufmerksamkeit fanden in Großbritannien kritische Äußerungen von Bundesaußenminister Joschka Fischer beim Treffen in St. Petersburg. Die Mail on Sunday zitierte ihn auf der Titelseite mit den Worten: „Ich habe sehr deutlich gemacht, dass, wenn es keine Massenvernichtungswaffen geben sollte, er, Tony Blair, zugeben sollte, dass er Geheimdienstberichte missbraucht und die Weltöffentlichkeit fehlgeleitet hat.“