Rehaag gegen Alsterwasser

Hier versickert das Geld der Stadt. Das Gemecker über die Feuchtwiesen ist jetzt vorbei: Demnächst soll sich wieder Trockenheit auf den Alsterwiesen ausbreiten, befiehlt der Umweltsenator

von LENA ULLRICH

Endlich für ein paar Tage Sommerwetter in Hamburg. Wen die Arbeit nicht an den Schreibtisch fesselt, den zieht es in die Parks und zum Wasser. Die Schattenplätze der Alster-Liegewiesen, am Wochenende noch hart umkämpft, sind jetzt frei. Einige Hamburger können die schöne Umgebung dennoch nicht genießen. Spaziergänger Peter Packmur blickt im Vorübergehen wütend zu einer Wiese hinüber, auf der eine etwa sechs Quadratmeter breite Wasserlache steht. Zwei Hunde suchen dort Erfrischung. „Das Wasser steht auf der Wiese schon seit zwei Jahren. Das ist eine Schande für Hamburg“, sagt Packmur. Rentnerin Wera Bendig stimmt ihm zu: „Es muss etwas geschehen.“ Jetzt geschieht auch etwas (siehe Kasten).

Hundehalter Rico Pospiech lacht dagegen bei dem Anblick der im Wasser tollenden Tiere. „Ich halte nicht viel davon, dass der Senat die Wiesen trocken legen will“, erklärt er. „Sinnvoller könnte man einen Teil des Geldes nutzen, um eine Hundewiese einzuzäunen. Offiziell muss man Hunde hier anleinen.“ Auch Drehbuchautorin Anna Weiss kommt schnell auf neue Ideen, wo die Stadt das Geld sinnvoller anlegen könnte: „Zum Beispiel zu Gunsten von Obdachlosen oder Kindern“, sagt sie. Rentner Gerhard Steffens ist derselben Meinung: „Geld auszugeben ist in diesem Fall unnötig“, sagt er. „Die Natur hilft sich selbst.“ Seine Begleitung Sigrid Blacke versetzt: „Hier versickern die Gelder bei knappen Kassen. Die erste Trockenlegung ist bereits schief gegangen. Wie viele Folgeinvestitionen wird es noch geben?“

Andere machen sich bereits Sorgen, wie die Stadt ihren Haushalt wieder ausgleichen wird. „Wenn die Regierung Geld investiert, holt sie es sich von den Verbrauchern zurück. Vielleicht mit Kurtaxen“, sagt der Mecklenburger Urlauber Björn Kranz. Studentin Farzana Faquiryar ist einverstanden, Geld für Erholungsplätze zu bezahlen: „Wenn es in Hamburg keinen Ort zum Ausruhen mehr gibt, kostet das die Gesundheit“, sagt sie. Erstaunt blickt Volontär Christopher Nachtweh über die Grünflächen: „Aber es ist doch genug Platz da“, sagt er.