Weniger Geld für alle ist mehr Geld für wenige

Die Kulturinitiative der NRW-SPD greift die Kulturpolitik des Landes an und will wieder Breitenförderung

Düsseldorf taz ■ Es gibt zu viele Ministerialbeamte, die sich um zu kleine Förderbeträge kümmern. „Da stimmt das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr“, sagt Karsten Rudolph, stellvertretender Landesvorsitzender der NRW-SPD und federführender Entwickler einer neuen sozialdemokratischen Landeskulturpolitik. Sowohl Ministerialbeamte, als auch kleine Summen in der Kulturförderung sollen abgeschafft werden. „Vielleicht gibt es ja auch eine andere Aufgabe für die“, ergänzt Rudolph.

Anfang der Woche tagte die Kulturinitiative der Genossen in der Landeshauptstadt. Sie entwickelte Perspektiven einer erneuerten Landeskulturpolitik. Herausgekommen ist ein Strategiepapier, mit dem wohl der Konsens in der Kulturpolitik der Regierungskoalition aufgekündigt wird. Kulturminister Michael Vesper (Grüne) wird darin aufgefordert, sich stärker auf strategische Aufgaben zu konzentrieren und weniger auf das operative Tagesgeschäft zu konzentrieren. Alle zwei Jahre müsse das Kulturministerium dazu einen Bericht zur Lage der Kultur liefern.

„Strukturreformen ohne Geld gibt es nicht“, sagt Oliver Keymis, der kulturpolitische Sprecher der Grünen im Landtag. 35 Jahre lang hätte die Sozialdemokratie im Land schließlich mit vollen Kassen regiert, erst jetzt im Sinkflug würden sie Veränderungen fordern. Minister Vesper wehrt sich aus dem Urlaub: Er würde seit langem mit der Kulturszene darüber diskutieren, was sich bei der Kulturförderung bewegen muss. Die Vorschläge der SPD seien ein alter Hut.

Doch die Genossen wollen endgültig zurück zur gezielten Breitenförderung, weg von Aushängeschildern wie der RuhrTriennale, die sie schon bei den letzten Haushaltsdebatten nur widerwillig mitgetragen hat. Ministerpräsident Peer Steinbrück hatte vor einer Woche bereits schon erklärt, dass das Abendland nicht unterginge, wenn bei Kultur weiter gekürzt würde. „Künstler geben sich eben gern als Primadonnen“, sagt Rudolph, die aufgeschreckt reagierten, wenn ihnen etwas weggenommen wird. Wie es in den Schulen aussehe, interessiere niemanden. PETER ORTMANN