Frieden auch sozial

Der Ostermarsch Ruhr richtet sich in diesem Jahr nicht nur gegen Krieg sondern auch gegen den Sozialkahlschlag. Breiteres Bündnis wird erwartet

VON HOLGER PAULER

Der Ostermarsch Ruhr 2004 thematisiert in diesem Jahr bewusster als jemals zuvor die soziale Frage. Neben Sozialabbau und Militarisierung, kritisiert das Ostermarsch Ruhr Komitee dabei auch aktuelle Pläne der EU: In Brüssel würden die Grundlagen für Militarisierung, Rüstung und neue Kriegseinsätze geschaffen, sagt Willi Hoffmeister vom Mitveranstaltenden Dortmunder Friedensplenum. Unter dem Motto „Abrüstung statt Sozialkahlschlag“ soll daher eine breite Basis für die dreitägige Veranstaltung geschaffen werden. „Wir gehen davon aus, dass sich viele Mitglieder aus den sozialen Bewegungen am Ostermarsch beteiligen werden“, hofft Willi Hoffmeister auf eine höhere Teilnehmerzahl als in den Vorjahren. Zuletzt schwankte die Zahl der Ostermarschierer zwischen 2.500 und 3.000.

Die schon klassische Route verläuft von Duisburg über Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Wattenscheid, Herne, Bochum nach Dortmund. Beginn ist Samstag 10 Uhr in der Duisburger Innenstadt, den Schluss macht am Sonntagnachmittag ein Friedensfest im Dortmunder Depot. Mit dabei unter anderem: Sons of Gastarbeita, Fred Ape und Frank Baier.

Gebildet wird das Ostermarsch Ruhr Komitee von den jeweiligen Friedensgruppen aus den Orten durch welche die Marschstrecke verläuft. Zum diesjährigen Unterstützern gehören über 50 Gruppen und über 400 Einzelpersonen aus dem friedenspolitischen, gewerkschaftlichen und kirchlichen Bereich, MigrantInnenvertreter sowie der Motorradclub „Kuhle Wampe“.

Prominentester Unterstützer dürfte der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Jupp Krings (SPD) sein. Ihm geht es darum zu zeigen, dass der Ostermarsch einst auch eine sozialdemokratische Domäne war: „Ich sehe Willy Brandt in dieser Tradition“, so Krings im Grußwort. Willy Brandt, Olof Palme oder Bruno Kreisky seien auf dem Weg zu einem sozialen Europa gewesen. „Wer übernimmt heute dieses Erbe?“ Am Wochenende werden die meisten Ostermarschierer auch gegen die Politik der Brandt-Enkel protestieren. Für die Genossen nichts Neues: Den Höhepunkt erreichte die Bewegung Anfang der 80er Jahre als allein im Ruhrgebiet über 100.000 Personen unter der sozialliberalen Regierung von Helmut Schmidt gegen den NATO-Doppelbeschluss auf die Straße gingen.