CDU sucht türkische Vorbilder

Die CDU will auch im Ruhrgebiet neue Integrationswege gehen: Neben Pflicht-Sprachkursen für türkische Vorschulkinder fordert sie Förderung von Berufssprachen und Mentoren für Jugendliche

AUS DÜSSELDORF NATALIE WIESMANN

Die NRW-Landesregierung hat in den vergangenen Jahren nicht genug für die Integration türkischer Jugendlicher getan, behauptet die CDU. Sie will jetzt einen Antrag in den Landtag einbringen, der Pflicht-Sprachkurse im Vorschulalter, Berufssprachförderung und ein Mentorenprogramm vorsieht.

„Wir sind mit der Integration keinen Meter weiter“, so Thomas Kufen, migrationspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Vergangene Woche hat Sozialministerin Birgit Fischer (SPD) einen Zuwanderungsbericht vorgelegt und resümiert, dass man auf einem guten Weg sei. Die Bildungsquoten der Migranten hätten sich in den vergangenen trotz der 2001 im Landtag verabschiedeten Integrationsoffensive nicht verbessert: Mitte der neunziger Jahre sind 13,3 Prozent der Jugendlichen türkischer Herkunft in NRW ohne Abschluss von der Schule gegangen, im Vergleich zu 4,6 Prozent der deutschen Jugendlichen. Heute sind sogar 14,9 Prozent der türkischen Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss, von den Deutschen „nur“ 6,2 Prozent.

Kufen hat auch Zahlen aus seiner Heimatstadt Essen mitgebracht: Nach dem Stand von 2001 haben dort sogar über 16 Prozent der türkischen Jugendlichen keinen Abschluss. Und das Abitur, das jeder dritte Deutsche absolviert, erreicht in Essen nur jeder Zehnte türkischer Herkunft. Der demographische Wandel fordere jedoch ein verstärktes Engagement für diesen Teil der Bevölkerung, der stetig steige. „Wir können es uns nicht leisten, dass Humankapital verloren geht “, so der CDU-Politiker.

Laut Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik gebe es Anzeichen dafür, dass sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für Einwanderkinder weiter verringert. Besonders in den zukunftsträchtigen Informatik- und Kommunikationsberufen seien die Jugendlichen mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert. Die berufliche Integration der türkischstämmigen Jugendlichen könne auch für NRW die wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei stärken.

Die Forderung nach Pflicht-Sprachkursen für Vorschulkinder sei nur eine notwendige Maßnahme. Nach Meinung der CDU sollen die türkischen Jugendlichen auch durch die Förderung von Fach- und Berufssprachen für den Einstieg ins Erwerbsleben fit gemacht werden. „Viele Jugendliche wissen nicht, was ein Radiator ist“.

Ganz neu ist der Vorschlag eines Mentorenprojekts für türkische Jugendliche. Aufsteiger türkischer Herkunft sollen weniger erfolgreichen Landsleuten zeigen, wie attraktiv berufliche Selbstständigkeit oder moderne Berufschancen sind. Die eigenen Eltern seien oft kein gutes Beispiel: „Die Jugendlichen sollen etwas anderes vorgelebt bekommen, als Eltern, die morgens nicht aufstehen, weil das Sozialamt zahlt.“ In den Beneluxstaaten, Italien oder auch seit kurzem in Berlin würden solche Coachingprogramme bereits erfolgreich durchgeführt. Finanziert werden soll das Ganze durch EU-Mittel.