das system klaus beyer

Die Ähnlichkeit ist verblüffend, selbst wenn es Zufall war, dass sich Klaus Beyer 1997 in Zürich beim Auftritt im „El Internacional“ hat fotografieren lassen. Das Gesicht, die Haltung, kein Zweifel: So sah auch Hugo Ball aus, 1916 im Cabaret Voltaire. „Gadji beri bimba“, Verse ohne Worte, in eigenem Kostüm, hieß es damals auf dem Programmzettel zum 1. Dada-Abend. Klaus Beyer dagegen hat „Wein, Baby, wein“ gesungen, „Erdbeerfelder für immer“ oder auch „Glück ist ein warmes Gewehr“. Weil er lieber Beatles-Lieder mag als Künstlermanifeste. Seit 1980 überträgt der 1952 geborene Berliner Entertainer Stücke von den Beatles ins Deutsche und singt sie zu Playbackbändern, die er sorgfältig aus Instrumentalpassagen der Originale zusammenstückelt. Für Songs, die ihm besonders gut gefallen, dreht er auch Super-8-Filme, die auf Independent-Festivals laufen und mitternachts manchmal auf MTV. Überhaupt ist Beyer mit seinen leicht derangierten Pop-Performances zur Kultfigur geworden, die „in zehn Jahren klassisch sein wird“, wie sein Manager Frank Behnke in „Das System Klaus Beyer“ erklärt (Martin Schmitz Verlag, 128 S., 24,50 €). Am Ende ist eher eine Sammlung aus „Kaffeekränzchengesprächen“ (Schmitz) mit Beyer über sein Verhältnis zu Film, Kunst und den Beatles entstanden. Der Godzilla-Fan und Splatter-Filmemacher Jörg Buttgereit hält ihn für eine Art Andy Warhol, weil Beyer nicht auf Technik achtet und allein seiner künstlerischen Intuition folgt. Christoph Schlingensief mag an Beyer, dass er sein Ich nicht versteckt, denn „Du bist Klaus Beyer, und du spielst ihn nicht“. Und Detlef Kuhlbrodt findet die Sofas in Beyers Wohnung toll, „alle sitzen auf der gleichen Höhe“. So erfährt man viel über Liebhaber-Dilettantismus und den Dada des Kreuzberger Alltags. Auch wenn Klaus Beyer selbst gar nicht gerne über sein Leben als Glücksbote des Underground und die Bitternis der mittlerweile sechs Jahre andauernden Arbeitslosigkeit – er ist gelernter Kerzendreher – redet. Dafür koloriert er aber sehr schöne, schwarz-weiß kopierte Fotos, die auch in oben genanntem Buch zu finden sind.   HARALD FRICKE